Corona

Ostermessen nur per Video?

Vielleicht war ja auch die späte Stunde ein Grund dafür, warum niemand in der Runde aus Kanzlerin und Ministerpräsidenten daran gedacht hatte, mal kurz die Kirchen anzurufen.

24.03.2021

Von ELLEN HASENKAMP

Über Ostern soll es möglichst keine Präsenzgottesdienste geben. Foto: Sven Hoppe/dpa

Über Ostern soll es möglichst keine Präsenzgottesdienste geben. Foto: Sven Hoppe/dpa

Berlin. Auch die Vertreter der C-Parteien nicht. Von Punkt vier der Beschlüsse fühlten sich die Kirchen jedenfalls etwas überrumpelt: Ostergottesdienste sollen demnach in diesem Jahr nur virtuell stattfinden. „Das Ergebnis hat uns ohne jede Vorwarnung durch die Nachrichten heute Morgen überrascht“, teilte die katholische Deutsche Bischofskonferenz leicht irritiert mit. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hatte wiederum erst am Montag erklärt, „keinen Anlass“ dafür zu haben, an den Oster-Gottesdiensten in diesem Jahr zu zweifeln.

Ostern ist für gläubige Christen nicht irgendein Fest, sondern ihr ältestes und wichtigstes: Gefeiert wird die Auferstehung Jesu am dritten Tag nach dem Tod am Kreuz. Schon vor einem Jahr waren wegen der Pandemie Ostergottesdienste weitgehend ausgefallen. Dieses Jahr sollte es eigentlich anders werden. Hinzu kommt: Zu Weihnachten waren trotz heftiger zweiter Infektionswelle ausdrücklich Ausnahmen zugelassen worden. Mehr Menschen als sonst durften sich privat treffen und Gottesdienste waren – mit Mindestabstand und Maskenpflicht – zulässig.

Der frühere Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU), der sich weltweit für verfolgte Christen einsetzt, zeigte sich jedenfalls verwundert: „Wir haben seit Monaten Gottesdienste mit reduzierten Zahlen und unter Einhaltung von Hygieneregeln. Warum dies in dieser abgespeckten Form über Ostern nicht möglich sein soll, verstehe ich nicht“, sagte er dieser Zeitung. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt wiederum argumentierte pragmatisch: Die Kirchen seien inzwischen digital gut dafür gerüstet, Gottesdienste virtuell „in würdiger Art und Weise“ feiern zu können.

Gezwungen werden sollen die Kirchen nicht. Im Beschluss heißt es wörtlich: „Bund und Länder werden auf die Religionsgemeinschaften zugehen, mit der Bitte, religiöse Versammlungen in dieser Zeit nur virtuell durchzuführen.“ Und auf diese „Bitte“ legte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) noch in der Beschlussnacht großen Wert. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, es solle kein Druck auf die Kirchen ausgeübt werden. Nun soll miteinander geredet werden. Ellen Hasenkamp

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Erstellt:
24.03.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 58sec
zuletzt aktualisiert: 24.03.2021, 06:00 Uhr

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