Film

Oscar-Rausch hat zwei Jahre gehalten

Vor drei Jahren wurde Patrick Vollrath für den Oscar nominiert. Jetzt kommt sein Spielfilm „7500“ in die Kinos.

21.12.2019

Von Dieter Oßwald

Mit seinem Kurzfilm „Alles wird gut“ wurde Patrick Vollrath (34) vor drei Jahren für den Oscar nominiert, über 30 Preise auf internationalen Festivals folgten. Sein Spielfilmdebüt „7500“, ein klaustrophobisches Kammerspiel um eine Flugzeugentführung, läuft am Donnerstag in den deutschen Kinos an.

Herr Vollrath, wenngleich der letzte Schritt aufs Siegertreppchen fehlte, wie lange hält ein Oscar-Rausch an?

Patrick Vollrath: Der Oscar-Rausch hat schon ein, zwei Jahre gehalten (lacht). Insbesondere in der Branche hatte die Nominierung einen nachhaltigen Effekt, der uns nicht zuletzt die Türen zu Amazon und dem Schauspieler Joseph Gordon-Levitt geöffnet hat. Letztlich entscheidet freilich das Drehbuch.

Gemeinhin fallen die Innenräume von Flugzeugen im Kino unrealistisch groß aus. Wie wichtig waren die richtigen Ausmaße für Sie?

Die Enge des Raums war ein entscheidendes Element für diese Geschichte. Deswegen haben wir für die Dreharbeiten ein originales, ausrangiertes Airbus-Cockpit beschafft, an dem wir nur minimale Veränderungen vornahmen. Glaubwürdigkeit durch Realismus war schon bei „Alles wird gut“ meine Devise.

Wie wichtig ist Logik beim Thriller? Warum schreiten die anderen Passagiere nicht ein?

Ich finde das leider sehr logisch. Die Passagiere, die zuerst nicht einschreiten, sind ja sicher, dort wo sie sind, außerdem wissen sie nicht, wie die Angreifer bewaffnet sind. Und in der Situation stellt sich die prinzipielle Frage der Zivilcourage. Wenn 100 Menschen auf einem Bahnsteig stehen, auf dem jemand verprügelt wird: Wie viele davon schreiten ein und helfen dem Opfer?

Wie sieht die Auswertung mit Amazon aus?

In Deutschland, Österreich und der Schweiz kommt „7500“ ganz regulär in die Kinos, was mich sehr freut. Im Rest der Welt wird er als exklusive Amazon-Premiere ausgewertet. Das Potenzial an möglichen Zuschauern durch so eine Auswertung ist für einen Regisseur natürlich beeindruckend.

Wie sehen Sie die Zukunft der Streaming-Dienste für Filmemacher?

Alfonso Cuarón und Martin Scorsese haben sicher gute Erfahrungen mit Netflix gemacht, weil sich niemand in ihre Arbeit eingemischt hat. Die weitere Entwicklung wird sich zeigen. Am Ende des Tages stehen alle Streaming-Dienste in Konkurrenz zueinander und müssen schwarze Zahlen schreiben. Und dann wird sich zeigen, wie viel Freiheit den Künstlern dann noch zugestanden wird.

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Erstellt:
21.12.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 06sec
zuletzt aktualisiert: 21.12.2019, 06:00 Uhr

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