Skispringen

Opfer müssen sein, aber es gibt Grenzen

Gewichtsdebatte ist nach Maren Lundbys Verzicht wieder entbrannt.

25.11.2021

Von dpa

Die Norwegerin Maren Lundby verzichtet auf die Saison. Foto: Hendrik Schmidt dpa

Die Norwegerin Maren Lundby verzichtet auf die Saison. Foto: Hendrik Schmidt dpa

Nischni Tagil. Für Sven Hannawald zeigt der gewichtsbedingte Saisonverzicht von Skisprung-Olympiasiegerin Maren Lundby eine positive Entwicklung im Sport. „Ich glaube, da hat sich schon ein Wandel vollzogen“, sagte der 47-Jährige auf die Frage, ob eine solche Entscheidung zu seiner aktiven Zeit möglich gewesen wäre.

Die Norwegerin lässt den Weltcup mit den Winterspielen in Peking sausen, weil sie nach eigener Aussage „einige Kilo zu schwer für das höchste Niveau“ ist. Hungern will die 27-Jährige nicht. Nicht alles dem sportlichen Erfolg unterordnen, auf den eigenen Körper hören: Hannawald sieht darin eine Tendenz – nicht nur im Skispringen.

„Was auffällig ist, und das finde ich gut, ist, dass du zum Beispiel bei Simone Biles oder Naomi Osaka jetzt auch siehst, dass Menschen wirklich ihre Grenzen sehen, wenn sie überfordert sind und für sich selbst eine Pause nehmen müssen“, sagte Hannawald, der seine Karriere 2005 nach einem Burnout beendet hat. Turnerin Biles war bei den Spielen in Tokio aus mentalen Gründen teilweise nicht angetreten, Tennisprofi Osaka hatte öffentlich über Depressionsphasen in ihrem Leben gesprochen.

Beim Versuch, zu den besten Skispringerinnen und Skispringern der Welt zu gehören, spielt das Gewicht eine entscheidende Rolle. Durch Lundbys Entscheidung hat die Debatte erneut Fahrt aufgenommen. „Natürlich fliegt man weiter, wenn man leichter ist“, sagte Katharina Althaus, die das deutsche Team beim Weltcup-Start am Freitag in Nischni Tagil anführt. Die 25-Jährige spricht von „ein paar Opfern“, die man bringen müsse. Althaus sagt aber auch: „Ich glaube, ich kann alles essen zur bestimmten Zeit. Nach der Saison wird es das eine oder andere Nachtischchen mehr geben, vor dem Winter eher weniger.“ Die Oberstdorferin ergänzt: „Ich muss auf gar nichts verzichten. Ich muss nur wissen, wann und wie ich es mache.“

Um zu verhindern, dass die Athletinnen und Athleten zu leicht werden, setzt der Weltverband Fis auf eine spezielle Regel: Der „Body-Mass-Index“ (BMI) kommt zum Einsatz. Der Wert errechnet sich aus dem Körpergewicht und der Körpergröße. Nur, wer mindestens einen bestimmten BMI aufweist, darf die maximale Skilänge verwenden. Wer mit kürzeren Skiern springen muss, hat einen Wettbewerbsnachteil.

Der neue Frauen-Bundestrainer Maximilian Mechler sieht das Gewicht als einen von vielen Faktoren beim Schanzen-Spektakel. „Wir kümmern uns um jeden Faktor. Wir arbeiten mit professioneller Ernährungsberatung und schauen da auch genau drauf, passen genau auf, in welche Richtung es geht.“ dpa

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Erstellt:
25.11.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 14sec
zuletzt aktualisiert: 25.11.2021, 06:00 Uhr

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