Ausbildungsverträge

Online-Handel wird ein eigenständiger Beruf

Der Kreis Tübingen verzeichnet mit 6,4 Prozent das größte Plus.

02.09.2017

Von ST

2414 neue Ausbildungsverträge in Industrie, Handel und Dienstleistungsgewerbe sind bis zum 31. August bei der IHK Reutlingen registriert worden für das neue Ausbildungsjahr, das gestern begonnen hat. Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres waren es 2329 – eine Steigerung um 3,6 Prozent.

Die neuen Zahlen seien gut, aber mit einem Wermutstropfen versehen, sagt IHK-Präsident Christian Erbe: „Es konnten längst nicht alle offenen Ausbildungsplätze vergeben werden.“ Dabei seien die Bedingungen für einen Berufseinstieg so gut wie lange nicht: Die Firmen haben Bedarf an Fachkräften und suchen Nachwuchs. „Viele Betriebe setzen auf eigene Ausbildung und bemühen sich auch um neue Zielgruppen wie Studienabbrecher“, erläutert Erbe.

Zum Stichtag 31. August hat sich die Lage in allen drei Landkreisen von Neckar-Alb positiv entwickelt: Das kräftigste Plus verzeichnet der Landkreis Tübingen – hier wurden mit 597 Ausbildungsverträgen 6,4 Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als 2016. Der Landkreis Reutlingen verzeichnet mit 1090 Ausbildungsverträgen ein Plus von 3,4 Prozent. Der Zollernalbkreis hielt mit 727 Kontrakten und einem leichten Plus von 1,8 Prozent in etwa das Niveau des Vorjahres.

Wenig Bewegung zeigt die Wahl der Ausbildungsberufe: Zu den stärksten technischen zählen die in der Metalltechnik – bei denen die IHK allein 489 neue Lehrverträge registrierte – sowie in der Elektrotechnik (202). Bei den kaufmännischen Berufen liegen Handel (610) und Industrie (225) vorn. Der Bankensektor hat mit einem Minus von 15,3 Prozent erneut verloren (105).

Nach sehr ordentlichem Zuwachs im vergangenen Ausbildungsjahr entwickeln sich die Berufe aus Hotel und Gastronomie erneut positiv: 120 Verträge wurden abgeschlossen – ein deutliches Plus von 7,1 Prozent. Auch in den Bereichen Chemie, Physik und Biologie, Papier/Druck und Versicherung werden mehr Ausbildungsplätze besetzt. Dagegen wurden bei Leder, Textil und Bekleidung weniger Verträge abgeschlossen.

Die zunehmende Digitalisierung wirkt sich auch auf die Ausbildungsberufe aus. Industriemechanik oder Mechatronik bekommen andere Schwerpunkte, IT-Kompetenzen sind zunehmend gefragt. Mit den neuen Lernfabriken 4.0 an den gewerblichen Berufsschulen in Balingen und Reutlingen werden notwendige Basiskenntnisse der Digitalisierung vermittelt.

Im novellierten Berufsbild von Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel kann ab diesem Jahr die neue Wahlqualifikation „Onlinehandel“ gewählt werden. Im nächsten Jahr kommt dafür ein neuer, eigenständiger Ausbildungsberuf, der Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce. Auch das Azubi-Kolleg der IHK trägt den neuen Entwicklungen Rechnung mit verstärkten Angebote, die Azubis für den digitalen Wandel fit machen.

Mehr Flüchtlinge in Ausbildung als im Vorjahr

Die Bereitschaft, junge Flüchtlinge auszubilden, ist da, sagt Petra Brenner, Bereichsleiterin Ausbildung bei der IHK: Während 2016 elf Ausbildungsverträge mit Staatsangehörigen aus Afghanistan, Irak, Syrien und Gambia neu registriert waren, konnten dieses Jahr 31 Verträge eingetragen werden. „Nach wie vor hapert es aber bei vielen immer noch an der Ausbildungsfähigkeit“, erklärt Brenner. „Vor allem Sprachkenntnisse reichen oft nicht aus, um dem Unterricht an der Berufsschule folgen zu können.“ Die IHK werde sich weiter dafür einsetzen, Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive für eine duale Ausbildung zu gewinnen. Damit die Beratung fortgeführt werden kann, wurde für zwei weitere Jahre die Förderung einer Personalstelle aus dem Programm „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Flüchtlinge“ beim Landes-Wirtschaftsministerium beantragt.