Kommentar · Olympia

Olympia im Zwiespalt

22.08.2016

Von WOLFGANG SCHEERER

Rio de Janeiro. Sepp Blatter und die Fifa. Das müsste Warnung genug sein. Gewaltig ist der Scherbenhaufen, den korrupte Funktionäre und Absahner im Weltfußball hinterlassen haben. Spektakulär ist nun in Rio Patrick Hickey im Bademantel abgeführt worden. Die letzten Tage der Sommerspiele erlebte der Ire, Mitglied in der mächtigen Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), in einer brasilianischen Zelle. Wie sich die Bilder doch mit denen der Fifa-Razzien gleichen.

Hickey soll in einen blühenden Schwarzhandel mit Eintrittskarten verstrickt sein. Das wirft sofort die Frage auf: Was läuft beim IOC hinter den Kulissen alles noch? Dass Marktinteressen die weltweit größte Sportveranstaltung dominieren, ist spätestens seit den Coca-Cola-Games 1996 in Atlanta offensichtlich. Aber wohin fließt das viele Geld? In den Anti-Doping-Kampf nur zu einem sehr geringen Teil. Zu Recht bemängelt der deutsche Sport, wie viele weiße Flecken es überall gibt, die ein chronisch unterfinanziertes Kontrollsystem niemals abdecken kann.

Geht es um politische Kontroversen, Menschenrechtsverletzungen in Gastgeberländern wie China, zieht sich Präsident Bach gern bequem zurück auf die angeblich gebotene Neutralität. Dass er beim Thema Staatsdoping in Russland den Verdacht nicht loswird, das IOC habe pro Putin entschieden, zeigt den Zwiespalt. Und die Gefahr. Fazit von Rio: Thomas Bach muss aufpassen, dass die Marke Olympia nicht noch mehr Kratzer bekommt.