Rassismus

Olympia-Aus für Moster

Der Deutsche Olympische Sportbund bekommt Druck vom IOC und zieht aus dem Eklat um den Rad-Sportdirektor doch noch Konsequenzen.

30.07.2021

Von DPA

Patrick Moster, Sportdirektor vom BDR (Bund Deutscher Radfahrer), steht beim Zeitfahren am Streckenrand neben Azzedine Lagab aus Algerien. Foto: Sebastian Gollnow

Patrick Moster, Sportdirektor vom BDR (Bund Deutscher Radfahrer), steht beim Zeitfahren am Streckenrand neben Azzedine Lagab aus Algerien. Foto: Sebastian Gollnow

Tokio. Als der öffentliche Aufschrei zu laut und der Druck des IOC zu groß geworden war, mühte sich Alfons Hörmann um einen Schlussstrich im Rassismus-Eklat – dabei hatte er mit seiner Kehrtwende den richtigen Zeitpunkt längst verpasst. Erst nach einem Tag, massiver internationaler Kritik und einem unmissverständlichen Signal des IOC zog der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) Radsport-Funktionär Patrick Moster an diersem Donnerstag von den Olympischen Spielen in Tokio ab.

Tags zuvor, als Moster in seiner Funktion als Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) seinen Athleten Nikias Arndt mit rassistischen Worten („Hol die Kameltreiber!“) anzufeuern versuchte, hatten sich Hörmann und die deutsche Delegationsleitung noch mit einer Allerwelts-Entschuldigung zufriedengegeben.

Nun aber verließ Moster Japan. Vorausgegangen war ein brisanter Austausch zwischen IOC und DOSB. Man habe am Donnerstagmorgen schriftlich den Kontakt zur deutschen Delegation aufgenommen, sagte ein IOC-Sprecher. Der Radsport-Weltverband UCI suspendierte Moster unterdessen bis auf weiteres. Die Äußerungen von Moster stünden im Gegensatz zu den Anstandsregeln des Weltverbandes, sie seien diskriminierend gewesen und stellten somit eine Verletzung des Artikels 12.4.017 der Regularien dar.

Hörmann hatte zuvor erklärt, der Entschluss sei nach einem Gespräch im Kreise der gesamten Delegationsleitung mit Moster am Vormittag getroffen worden. „Entscheidungen von der Tragweite trifft man nicht einfach mal schnell und einfach aus der ersten Emotion. Kritik, die Entscheidung sei zu spät getroffen worden, nahm der 60-Jährige zur Kenntnis. „Ich denke, die Entscheidung am heutigen Tag ist genauso klar, wichtig und richtig, wie sie es gestern Abend gewesen wäre“, sagte Hörmann und erklärte zum Eklat: „Das hätte Team D nicht gebraucht.“

Für Moster hat der Skandal möglicherweise weitere Folgen. Der BDR kündigte ein Gespräch über die „inakzeptablen Äußerungen“ an. Auch die Politik hat sich eingeschaltet. Die Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Dagmar Freitag, forderte Konsequenzen. Dass Moster auch noch aus Steuermitteln finanziert werde, sei „nach dem rassistischen Ausfall nicht länger akzeptabel“, schrieb die SPD-Politikerin bei Twitter. Rudolf Scharping sagte als Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer am Donnerstag dem Deutschlandfunk, er könne sich vorstellen, „dass es eine gewisse Zeit der Suspendierung geben kann, was internationale Sportereignisse angeht.“

Moster, betonte Hörmann derweil, sei kein Rassist. Die Äußerungen seien vielmehr eine „Entgleisung“, die eine „klare Weichenstellung“ erfordert hätten. Der Sturm der Entrüstung war schon da nicht mehr aufzuhalten. Die Athleten fanden – einmal mehr – sofort klare Worte. Zum Beispiel zeigte sich Radprofi Arndt „entsetzt“ und distanzierte sich deutlich. sid