Tübingen · Erfinder

Ohne Senf auf der Hose zur TV-Show

Kommt das nächste große Ding aus Tübingen? Drei IT-Experten aus der Region stellen am Dienstag auf ProSieben ihre erste Erfindung vor: das Cleantab.

26.02.2019

Von Lorenzo Zimmer

Als „durchweg positiv“ und eine „wertvolle Erfahrung“ beschreiben (von links) Ralf Meckle (29), Mirko Tochtermann (44) und Tobias Hahn (46) ihren Besuch in der Fernsehshow „Das Ding des Jahres“. Die Folge mit ihrer Beteiligung wird am heutigen Abend ausgestrahlt. Bild: ProSieben/Willi Weber

Als „durchweg positiv“ und eine „wertvolle Erfahrung“ beschreiben (von links) Ralf Meckle (29), Mirko Tochtermann (44) und Tobias Hahn (46) ihren Besuch in der Fernsehshow „Das Ding des Jahres“. Die Folge mit ihrer Beteiligung wird am heutigen Abend ausgestrahlt. Bild: ProSieben/Willi Weber

Tobias Hahn und Mirko Tochtermann müssen ihre Erfindung nicht auf einem Wägelchen in die Redaktion des TAGBLATTs karren. Sie brauchen für die Vorführung ihres Produkts, das sie seit Montag im Internet verkaufen, kein Podest, keine Bühne, keinen Stromanschluss. Ein bisschen komisch kamen sie sich deshalb vor, als sie die Funktion ihres besonderen Kunststoff-Tabletts Cleantab beim Casting der TV-Sendung „Das Ding des Jahres“ vorstellten. „Es war schon seltsam zu sehen, welchen logistischen Aufwand andere Kandidaten betreiben mussten“, sagt Hahn.

Tochtermann, Hahn und ihr dritter Geschäftspartner Ralf Meckle erhielten auch ohne logistischen Aufwand nach dem Casting die Zusage für die Show. Am heutigen Abend wird sich zur Prime-Time, um 20.15 Uhr, auf ProSieben herausstellen, ob sie die erste Runde überstehen und mit anderen Erfindern aus dem ganzen Land weiterhin um die Siegprämie in Höhe von 100000 Euro kämpfen. Meckle und Tochtermann wissen bereits, ob sie weitergekommen sind, doch sie haben dem Sender Stillschweigen garantiert. Doch auch wenn sie nicht gewinnen, haben die drei gelernten IT-Spezialisten schon eine Menge gewonnen: vor allem Werbung.

Diese Werbung werden die Unternehmer brauchen, denn ihr Produkt ist mit dem gestrigen Tag im Internet frei verkäuflich, aber noch ziemlich unbekannt. „Viel Geld“ haben Meckle, Hahn und Tochtermann, der in Tübingen lebt, in Prototypen, Marketing und vor allem die Entwicklung ihres Produkts gesteckt. Entstanden ist die Idee für das Cleantab aus dem Alltag heraus. Hahn und Tochtermann führten vor einigen Jahren gemeinsam eine Reutlinger IT-Firma, Meckle war einer ihrer leitenden Angestellten. Von seinem Bauernhof in Grosselfingen fuhr Hahn jeden Morgen mit dem Auto ins Büro – nicht selten frühstückte er am Steuer: „Als ich ankam, hatte ich oft Flecken oder Krümel auf der Hose.“

Die Idee für das Cleantab kam dem IT-Spezialisten Tobias Hahn im Auto auf dem Weg ins Büro. Bild: Cleantab

Die Idee für das Cleantab kam dem IT-Spezialisten Tobias Hahn im Auto auf dem Weg ins Büro. Bild: Cleantab

Gemeinsam entwickelten die IT-Spezialisten eine Lösung: Das Cleantab ist ein faltbares Kunststoffbrettchen. Ausgeklappt hat es die Größe eines mensa-üblichen Speise-Tabletts. Zusammengeklappt ist es komplett verschlossen, das Material ist biegsam und weich, bleibt aber trotzdem in Form und stabil. Ein Kläppchen trennt die Speisefläche, die im Schoß liegt, vom hervorragenden Bauch des Benutzers. Binnen Sekunden hat Tochtermann die Erfindung aufgeklappt und sich in den Schoß gelegt.

„Damit kann ich im Auto oder am Arbeitsplatz essen. Eben ohne mir die Krümel im Schoß zu verteilen oder Senf auf die Hose zu schmieren.“ Nach der Mahlzeit lässt sich das Cleantab schnell wieder zusammenklappen. Magneten halten es fest zusammen. „Und die Krümel bleiben jetzt auch drin“, sagt Hahn und schüttelt das Cleantab kräftig. Spülmaschinengeeignet ist das Produkt wegen der entstehenden Hitze nicht: „Es lässt sich aber gut abwischen“, sagt Tochtermann. Das Cleantab geht zunächst im Angebot für 30 Euro auf den Markt, eigentlich kostet es 40.

Um das Cleantab und andere Ideen zu entwickeln, verkauften Tochtermann und Hahn 2016 ihre IT-Firma und gründeten mit Meckle eine neue. Denn die Essensunterlage für unterwegs ist nicht die einzige Idee, an der sie zusammen arbeiten. „Wir haben an die 60 Ideen niedergeschrieben“, verrät Hahn. Die portable Essensunterlage ist die erste, mit der ihre gemeinsame Muttergesellschaft „Ajaba“ jetzt auf den Markt geht. Die Firma wollen die Unternehmer in Zukunft als Ideenschmiede nutzen, um weitere Produkte umzusetzen und bekannt zu machen.

Vor allem um Bekanntheit geht es für Meckle, Hahn und Tochtermann auch am heutigen Abend bei ihrem Fernsehauftritt. Bei „Das Ding des Jahres“ bewerten Model Lena Gercke, Moderator Joko Winterscheidt, Lea-Sophie Cramer und Hans Jürgen Moog die Produkte der Kandidaten. Besonders das Urteil von Cramer und Moog war den Erfindern um Tochtermann besonders wichtig: Cramer ist die inzwischen sehr erfolgreiche Gründerin des Erotikartikel-Versands „Amorelie“, Moog der Einkaufschef der Supermarkt-Kette „Rewe“.

Über den Staffelsieg entscheidet jedoch nicht die Jury, sondern die Zuschauer wählen per Abstimmung das für sie interessanteste Produkt. Und entscheiden damit auch, wer die Siegprämie erhält. Unabhängig vom Ausgang der Sendung glauben die drei Unternehmer aus dem Raum Tübingen an ihre Idee: „Es ist sicher so, dass es für manche nichts ist“, gesteht Hahn ein. Und doch: „Für alle, die viel im Auto oder am PC sind, die auch mal vor dem Computer essen, ich sage mal, die Generation Digital Native, für die ist das ganz sicher was“, fügt Tochtermann hinzu.

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Erstellt:
26.02.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 12sec
zuletzt aktualisiert: 26.02.2019, 01:00 Uhr

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