„Ohne Handy – das war wunderbar“

Interview mit Schauspieler Damian Hardung

Jungstar Damian Hardung hat in den Drehpausen der Bestseller-Verfilmung „Auerhaus“ bewusst auf das Smartphone verzichtet, um besser in der Rolle zu bleiben.

04.12.2019

Von Dieter Osswald

Filmszene mit Damian Hardung (Höppner, li.) und Luna Wedler (Vera). Foto: Tom Trambow/Warner Bros/dpa

Filmszene mit Damian Hardung (Höppner, li.) und Luna Wedler (Vera). Foto: Tom Trambow/Warner Bros/dpa

Köln. Die TV-Serie „Club der Roten Bänder“, in der Damian Hardung mitspielt, ist ein Quoten-Coup, der es bis zur „Emmy“-Auszeichnung brachte. In Aron Lehmanns hochgelobtem Teenie-Drama „Das schönste Mädchen der Welt“ war er als tapsiger Hübschling Rick zu erleben. Nun spielt Hardung in der Verfilmung von Bov Bjergs Bestseller „Auerhaus“ einen jungen Wilden im Deutschland der 80er Jahre. Zudem hat der 20-Jährige in Köln ein Medizinstudium begonnen.

Wie läuft die Uni?

Damian Hardung : Derzeit leider gar nicht. Wir drehen gerade die zweite Staffel von „How to Sell Drugs Online (Fast)“, deswegen kann ich in diesem Semester nicht studieren. Immerhin habe ich mich gestern in die Uni-Bibliothek gesetzt, um wenigstens ein bisschen Studenten-Gefühl zu haben.

„Auerhaus“ spielt in den 80er Jahren Hätten Sie gerne damals gelebt? Die gute alte Zeit ganz ohne Handy?

Tatsächlich habe ich beim Dreh mein Handy stets im Wohnwagen gelassen, um besser in der Rolle zu bleiben – und das ist eine wunderbare Erfahrung! In den Pausen habe ich keine SMS gecheckt, sondern einfach ein Buch gelesen.

Wie gefällt Ihnen Ihr Retro-Outfit?

Mein orangefarbener Anorak gefällt mir unglaublich gut, leider durfte ich ihn nicht behalten, weil er aus dem Fundus kam. Dasselbe ist mir mit dem coolen schwarzen Mantel aus „Das schönste Mädchen der Welt“ passiert, den musste ich nach den Dreharbeiten auch wieder zurückgeben.

Immerhin durften Sie Ihren Lockenkopf behalten.

Die Haare durften bleiben, aber dafür jeden Morgen eine halbe Stunde mit dem Lockenwickler zu verbringen, ist mir doch zu viel Aufwand. Wobei mir die Frisur ganz gut gefällt, vor allem passt sie zu meiner Figur. Der Höppner ist ein sensibler Typ, der sehr in sich gekehrt ist. Er würde nie vom Tisch aufstehen, um jemanden zu begrüßen. Er wartet immer, bis man auf ihn zugeht. Das wird mit dieser Frisur hübsch angedeutet – ohne Mittelscheitel.

Beim Krebs-Drama „Club der Roten Bänder“ war die Stimmung beim Dreh bisweilen gedrückt. Wie fröhlich ging es diesmal am Set der wilden WG zu?

Den WG-Spaß gab es auf alle Fälle, gleichzeitig ging es allerdings auch hier um existenzielle Probleme: Wie schafft es die WG, ihrem depressiven Freund Frieder das Leben wieder schmackhaft zu machen? Wie gelingt es überhaupt, so zu leben, wie wir wollen? Wie kommen wir eigentlich in diese Erwachsenen-Welt hinein? Diese Fragen und Zweifel machen vor allem dem sensiblen Höppner unglaublich zu schaffen.

Selbstmord steht an zweiter Stelle der Todesursachen im Jugendalter. Wie gelingt ein verantwortungsvoller Zugang zu dem sensiblen Thema?

Entscheidend finde ich, dass „Auerhaus“ kein Psychothriller ist, in dem es darum geht, ob ein Suizid stattfindet oder nicht – das wird bereits gleich am Anfang gesagt. Wir erzählen die Geschichte von Menschen, die das Leben zelebrieren. Für mich gehört dazu eben auch die Wahl, nicht leben zu wollen. Das wird überhaupt nicht glorifiziert, es wird allerdings auch nicht verteufelt. Dieser Spagat zwischen verstehen und nicht akzeptieren gelingt „Auerhaus“ sehr eindrucksvoll.

Eine Freundin soll Ihnen von dem Projekt abgeraten haben, damit Sie deren Lieblingsbuch nicht zerstören. Warum haben Sie es dennoch gemacht?

Nachdem ich den Film gesehen habe, bin ich guter Dinge, dass die Freundschaft weitergeht und sie wenigstens nicht ganz enttäuscht sein wird (lacht). Beim Lesen eines Romans entwirft jeder seine eigenen Bilder. Da führt es automatisch zu Kollisionen, wenn im Film eine Figur von jemandem verkörpert wird, den man kennt. Jeder, der mit Schauspielern befreundet ist, weiß wie schwierig es ist, die Privatperson von der Rolle zu trennen.

In „Auerhaus“ spielt Kriegsdienstverweigerung eine nicht unwichtige Rolle. Wie sehen Sie das heutige politische Engagement der Jugend?

Es ist immer schwierig, wenn nur alte Menschen die Welt regieren. Deswegen ist es essentiell für meine Generation, aufzustehen und zu protestieren. Für mich ist es gar keine Frage, bei den „Fridays for Future“-Demonstrationen dabei zu sein. Schließlich bleibt nicht mehr viel Zeit, wenn es um den Klimawandel geht.

Hochbegabter Jungschauspieler

Damian Hardung (21) stammt aus Köln. Als Vierzehnjähriger bekam er ein Stipendium für Hochbegabte an einer Privatschule in New York City. Neben seinem Auftritt im TV-Remake von „Der Name der Rose“ sowie der Comedy-Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“, übernahm er in der Kinoversion vom „Club der Roten Bänder“ die Rolle des sensiblen Jonas. „Auerhaus“ startet am 5. Dezember im Kino.

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Erstellt:
04.12.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 15sec
zuletzt aktualisiert: 04.12.2019, 06:00 Uhr

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