Nakba-Ausstellung

Oberflächlich

Leserbrief zu der Diskussion um die Nakba-Ausstellung in Hechingen.

13.08.2016

Von Ingrid Rumpf

Die Kritik an der Nakba-Ausstellung lässt vermuten, dass viele „Kritiker“ die Ausstellung nur oberflächlich oder gar nicht gesehen haben. So werden keinesfalls die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen zionistischen und arabisch-palästinensischen Milizen nach dem UN-Teilungsbeschluss und vor Ausrufung des Staates Israel verschwiegen, nachzulesen auf Tafel 4 und 5. In diesem halben Jahr, bevor eine einzige arabische Armee ihren Fuß auf palästinensischen Boden gesetzt hatte, musste allerdings fast die Hälfte aller 750 000 palästinensischer Flüchtlinge bereits ihre Heimat verlassen, 200 palästinensische Städte und Dörfer waren bereits entvölkert und es war von den zionistischen Milizen schon Territorium in Westgaliläa und Richtung Jerusalem erobert worden, das eigentlich für den arabischen Staat vorgesehen war.

Zu den bis Ende Mai 1948 etwa 370 000 geflüchteten Palästinensern konstatiert die israelische Armee (!), dass dafür in 75 Prozent der Fälle zionistische beziehungsweise israelische Truppen direkt verantwortlich waren. Erst danach, Mitte Mai 1948, erklärten die arabischen Staaten Israel den Krieg, über den Tafel 6 informiert. Auch Zahlen über die Zusammensetzung der Bevölkerung Palästinas sind von mir als Autorin der Ausstellung durch verschiedene Quellen belegt. Sie alle beweisen, dass beim Beginn der zionistischen beziehungsweise jüdischen Einwanderung nur gut 5 Prozent der Bevölkerung Juden waren, 1917 zur Zeit der Balfour-Erklärung waren es 10 Prozent und bei der Teilungsresolution ungefähr ein Drittel.