Nylonstrümpfe vom Acker

Uni Hohenheim will im Bioraffinerie-Technikum Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen herstellen

Plastikflaschen, Nylonstrümpfe, Lebensmittelverpackungen – wenn es um den Einsatz von HMF geht, fallen Andrea Kruse, Professorin für Konversionstechnologien der Hohenheimer Agrarwissenschaften, vielfältige Verwendungsmöglichkeiten ein.

02.11.2018

Von Barbara Wollny

Doktorand Markus Götz vor dem Labormodell der neuen Bioraffinerie auf dem Unteren Lindenhof. Foto: Barbara Wollny

Doktorand Markus Götz vor dem Labormodell der neuen Bioraffinerie auf dem Unteren Lindenhof. Foto: Barbara Wollny

Stuttgart. HMF ist eine Plattformchemikalie, die im neuen Bioraffinerie-Technikum auf dem Unteren Lindenhof der Universität Hohenheim energie- und umweltfreundlich aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird.

Während für die Herstellung von Kunststoffen typischerweise Erdöl und Kohlenstoffe benötigt werden, wird in der Raffinerie Biomaterial eingesetzt. Das können Grasabschnitte, Chicoréewurzeln oder das Schilfgras „Miscanthus“ sein. „Beim Miscanthus wird mit Wasser und Säure die Cellulose in Zucker umgewandelt. Im nächsten Schritt wird dieser zu HMF, und dann wird das HMF aus der wässrigen Lösung abgetrennt“, erklärt Kruse.

Dass dieses Verfahren erstmals nicht mehr nur im Labormaßstab stattfinden kann, macht Uni-Rektor Stephan Dabbert stolz: „Wir gehen mit dem Technikum über die universitäre Grundlagenforschung hinaus. Indem wir Forschung in die Praxis umsetzen und den Transfer in die Öffentlichkeit vorbereiten, tragen wir mit der Hohenheimer Bioökonomie dazu bei, weniger fossile Rohstoffe einsetzen zu müssen.“

Seit fünf Jahren arbeitet Kruse mit Studenten und Doktoranden an dem Projekt. Die Kosten für die Anlage von rund zwei Millionen Euro wurden durch das baden-württembergische Wissenschaftsministerium und ein EU-Projekt finanziert. Zwei Jahre soll das Technikum betrieben werden und zeigen, ob die Erwartungen von Plastik vom Acker realistisch sind. Seit fünf Jahren bietet die Uni einen eigenen Studiengang „Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie“ an und beschäftigt sich auch interdisziplinär mit Bioökonomie als Schwerpunkt.