Wincent Weiss beim Sommer-Open-Air

Nur einen Herzschlag entfernt

3500 Zuschauer kamen zum Konzert von Wincent Weiss auf den Rottenburger Eugen-Bolz-Platz. Sie erlebten eine tolle Bühnenshow und einen Sänger, der die Nähe zum Publikum suchte.

19.08.2019

Von Dunja Bernhard

Wincent Weiss beim Sommer-Open Air in Rottenburg

Konzert von Wincent Weiss und der Vorgruppe Jonny & Jakob beim Sommer-Open Air in Rottenburg am Samstag, 17. August 2019.
Rottenburg, Sommer Openair-Konzert mit Wincent Weiss. Vorgruppe Jonny & Jakob Bi...
Rottenburg, Sommer Openair-Konzert mit Wincent Weiss.
Vorgruppe Jonny & Jakob
Bilder: Klaus Franke

© ST

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Die Smartphones gingen schon hoch, da war Wincent Weiss noch gar nicht auf der Bühne. War es die Jagd auf den ersten Schnappschuss? Oder wussten die Jäger, dass Feuerwerk und in die Höhe katapultierte Papierbänder das Auftreten des Stars begleiteten? Dieser Einstieg verfehlte seine Wirkung jedenfalls nicht.

Wincent Weiss beim Sommer-Open Air in Rottenburg

Konzert von Wincent Weiss und der Vorgruppe Jonny & Jakob beim Sommer-Open Air in Rottenburg am Samstag, 17. August 2019.
Rottenburg, Sommer Openair-Konzert mit Wincent Weiss. Vorgruppe Jonny & Jakob Bi...
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Vorgruppe Jonny & Jakob
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Die Zuschauer, die schon bei der Vorgruppe mitgeklatscht und zur Umbaumusik, die vom Band kam, gesungen hatten, waren gleich voll dabei. Weiss startete mit dem aktuellen Hit „Kaum Erwarten“ und forderte vom Publikum Textzeilen. Das klappte noch nicht so gut. Weiss war trotzdem zufrieden. Vom Bühnendach tropfte noch das Wasser. Kurz darauf verzog sich der Regen. Regenponchos wurden knisternd ausgezogen.

„Einen wunderschönen guten Abend hier in Rottenburg“, begrüßte der 26-Jährige. In weißem T-Shirt, schwarzer Hose und mit ins Gesicht fallenden Haaren wirkte er wie der Junge von nebenan. So gab er sich auch. „Mein Name ist Wincent Weiss“, sagt er, als wüsste das nicht jeder auf dem Platz. Er warf seine Wasserflasche ins Publikum, mischte sich unter die Fans in den ersten Reihen. Später ließ er sich von ihnen wortwörtlich auf Händen tragen. „Steckt jetzt mal die Handys weg und streckt die Arme hoch“, forderte er. „Ich schmeiß‘ meinen Arsch auf eure Hände, aber nicht so viel fummeln!“

Zu „Hier mit dir“ von der aktuellen Platte „Irgendwie anders“ zogen Kinder- und Jugendbilder von Weiss über die Bühnenrückwand. Weiss sang dazu lächelnd von Freundschaften, die die Zeiten überdauern, in denen sich Freunde lang nicht sehen.

Weiss‘ Songs sind autobiografisch, weil „Authentizität und Ehrlichkeit das wichtigste sind, was man auf der Bühne geben sollte“, sagte er im TAGBLATT-Interview. Und weil er dann die Geschichten hinter den Songs erzählen kann. Sie handeln im wesentlichen von Freundinnen, derzeit von Ex-Freundinnen. „Ich bin seit eineinhalb Jahren Single.“ Und das anscheinend nicht gern. Wenn die Show vorbei sei, habe er niemanden, den er anrufen könne und erzählen, wie es war. Das Team für die Show, das mit dem Nightliner unterwegs ist, besteht aus 20 Leuten, auch das erzählte Weiss. Das scheint kein Ersatz.

Zurück zur Ex-Freundin. Die Hälfte der Zuhörerinnen reagiere mit einem mitfühlenden Ouh, kokettierte Weiss. Die andere Hälfte denke sich: Ja! Dann schnappe ich ihn mir. „Ja gerne“, sagte Weiss und lachte charmant ins Publikum. Das Lied „Ein Jahr“ erzählt davon, dass ein Jahr nicht reichte, die Ex-Freundin zu vergessen. Sie hatte sich nach fünf Jahren von ihm getrennt, weil er 350 Tage im Jahr unterwegs war. Von ihr sang er später noch mal in „Pläne“, mit geschlossenen Augen. Sein Gesicht erschien in Großaufnahme hinter ihm an der Bühnenwand. Rote Leuchtkugeln flogen hoch übers Publikum.

Weiss redete immer wieder sehr schnell, merkte es und versuchte sich zu zügeln. Er sagte: „Meine Damen und Herren“ und wechselte wieder in Jugendslang: „Es ist so geil.“ Es sei noch nicht lang her, da habe er in Stuttgart vor ein paar hundert Menschen zum Einlass um 16 Uhr gespielt. „Jetzt dürfen wir im Dunkeln auftreten.“

Die Lichtshow auf der Bühne war eine beeindruckende Choreografie: ganz rot, ganz blau, ganz gelb. Ständig wechselten die Stimmungen. Kameras filmten von der Bühne ins Publikum und projizierten das Bild live an die Bühnenrückwand. Feuerbälle stiegen auf, Flammen loderten, Feuerwerk leuchtet knisternd.

Für Weiss war es die vierte Show in dieser Woche, ihm war keine Bühnenmüdigkeit anzumerken. Es sei das größte Kompliment an einen Künstler, sagte er, dass Menschen sich die Zeit nehmen zum Konzert zu kommen und sogar im Regen zu stehen.

Zur Ballade „Nur einen Herzschlag entfernt“, die er für seine 15-jährige Schwester schrieb, forderte er das Publikum auf, die Taschenlampen der Handys einzuschalten. Wer old-school sei, könne auch das Feuerzeug nehmen. Der Heavy-Metal-Fan spielte zwei härtere Stücke. Auch sie kamen gut an. Er schob ein Medley mit Liedern von Sarah Connor, Marc Forster und weiteren „Kollegen“ ein. „Singt alles mit, was ihr kennt“, forderte er. Mit dem Lied „Feuerwerk“ und einem echten Feuerwerk ging das Konzert zu Ende, wie es begonnen hatte: Beeindruckend.

Als Vorgruppe war das Duo Jonny & Jakob aufgetreten. Der farbige Jonny Mahoro und der weiße Jakob Ude lernten sich im Alter von sechs Jahren in einem Bonner Kinderchor kennen. Seitdem sind sie „beste Freunde“, wie Jakob am Samstag berichtete. 2017 nahmen die smarten Jungs bei „Voice of Germany“ teil, kamen aber nur bis in die Battles. Das Duo trat als Straßenmusiker auf und verbreitet seine Songs auf Social-Media-Plattformen. Im Herbst starten Jonny und Jakob ihre erste eigene Tour mit Auftritten in vier deutschen Großstädten.

In Rottenburg betraten sie um Punkt 20 Uhr die Bühne. „Wow“, sagte Jonny angesichts der 3500 Zuschauer. „Rottenburg, trotz schlechtem Wetter seid ihr gut gelaunt.“ Er blicke auf ein Kapuzenmeer. Die jungen Kerle sangen fast genauso souverän von Liebe, Beziehungen und was sie kompliziert macht, wie Wincent Weiss.

Jakob mit den zurückgegelten Haaren ist der Coole. Jonny sorgt charmant für den Kontakt zum Publikum. Einige Fans der beiden hatten sich direkt vor der Bühne postiert und jubelten ihnen lautstark zu. „Ich würde rot werden, wenn ich könnte“, sagte Jonny, als er „Notfallnummer“ ansagte. Als Jakob seinen Einsatz verpasste, lachte Jonny. „Jakob wird rot.“ Dieser kontert: „Das lässt sich nicht vermeiden.“

Als Abschluss spielten sie die neue Single „Replay“, die am Vortag rauskam. Früher sagten Musiker: „Am Stand gibt es unsere neue Platte.“ Heute heißt es: „Also streamt auf jeden Fall diesen Song.“

Wincent Weiss mit Band am Samstagabend auf dem Rottenburger Eugen-Bolz-Platz. Bild: Klaus Franke

Wincent Weiss mit Band am Samstagabend auf dem Rottenburger Eugen-Bolz-Platz. Bild: Klaus Franke

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Erstellt:
19.08.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 52sec
zuletzt aktualisiert: 19.08.2019, 01:00 Uhr

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