Pandemie

Nur die Hälfte bietet Tests an

Unternehmensverbände übertreiben offenbar die Test-Zahlen. Lediglich jeder zweite Beschäftigte nutzt die Angebote.

10.04.2021

Von MICHAEL GABEL, DOMINIK GUGGEMOS

Berlin. Betriebe gehören zu den größten Infektionsherden in der Corona-Pandemie. Eine Testpflicht gibt es dort aber nicht. Wirtschaftsverbände und Regierung machen unterschiedliche Angaben darüber, wie viele Unternehmen ihre Beschäftigten auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen lassen. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Wirtschaftsverbänden heißt es, 80 bis 90 Prozent der Betriebe würden ihre Beschäftigten testen. Stimmt diese Angabe? Eine vom Bundeswirtschaftsministerium zusammen mit dem Bundesarbeitsministerium in Auftrag gegebene Umfrage kommt zu einem anderen Ergebnis. Dort heißt es, gut die Hälfte der Unternehmen, in denen Beschäftigte vor Ort arbeiten, böten mindestens einmal pro Woche Corona-Tests an. Nehme man die Firmen dazu, die solche Tests planten, komme man zu dem Ergebnis, dass „69 Prozent der Unternehmen jetzt oder in Kürze ein regelmäßiges Testangebot für ihre Beschäftigten haben“.

Ein Gegencheck bei der Beschäftigten kommt zu einer etwas höheren Beteiligungsquote. 61 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gaben an, dass sie in einem Unternehmen beschäftigt sind, das Corona-Tests anbietet. Weitere knapp 15 Prozent rechnen damit, dass ihnen bald Tests angeboten werden. Die Umfrage wurde von Mitte März an unter 1000 Unternehmen und 2500 Beschäftigten durchgeführt.

Was folgt aus den unterschiedlichen Ergebnissen? Konkret noch nichts. In der Bundesregierung ist man uneins, ob Nachholbedarf herrscht. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) setzt weiter auf Freiwilligkeit. Eine Steigerung der Testangebote mindestens in der Größenordnung von einem Drittel sei machbar und möglich, sagte er. Er wünsche sich, dass diese Erfolge mit einer freiwilligen Lösung erreicht werden könnten. Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) plädierte dagegen für gesetzliche Auflagen. Die gegenwärtige Testquote sei „nicht genug“, betonte er. Mindestens 90?Prozent müssten erreicht werden. Er sehe die Notwendigkeit für gesetzgeberische Regeln, „die dazu führen, dass in den Unternehmen verpflichtend die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Testangebote bekommen“. Bei der Ministerpräsidentenkonferenz vom 22. März war beschlossen worden, Anfang April über eine Testpflicht zu entscheiden.

Nehmen die Arbeitnehmer denn das Testangebot an? Nur bedingt. Nicht einmal jeder zweite Arbeitnehmer (46 Prozent), dem ein solches Angebot gemacht wird, lässt sich laut der Studie der Ministerien testen. Immerhin: Bei den Beschäftigten, die in Präsenz arbeiten, sind es 57 Prozent. Woran die Zurückhaltung liegt, ist unklar, dazu liegen keine Zahlen vor. Die IG Metall appelliert: „Die Beschäftigten sollten dieses Angebot annehmen.“ mg, dgu

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Erstellt:
10.04.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 11sec
zuletzt aktualisiert: 10.04.2021, 06:00 Uhr

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