Christbäume und Tannenbäume

Nur Demagogie

Rottenburgs Bürgermeister Volker Derbogen begrüßte die Bürger auf dem Nikolausmarkt unterm „Tannenbaum“.

09.12.2015

Von Rolf Mattmüller

Frau Fruh, Sie haben Recht: „Die Religion gehört aus der Politik raus." Aber stolpern Sie dann über Ihre eigenen Beine, wenn Sie den Politiker Derbogen kritisieren, weil er den „Weihnachtsbaum" neutral als „Tannenbaum" bezeichnet. Und dann dürfte im Bundestag ja auch keine christliche Partei sitzen. Oder mit dem „C" für christlich werben.

Ihre Forderung „Religion muss sich raushalten" ist solange nur populistische Demagogie, solange sie nur die anderen, die nichtchristlichen Religionen betrifft. Sie haben nicht Recht mit der Behauptung: „Wir sind Christen, es ist unsere Kultur". Sie nennen sich Christin – woran ich ehrlich gesagt aufgrund Ihres unbarmherzigen „dann haut doch ab "Zweifel habe.

Ich bin nicht religiös, aber humanistisch. Und deswegen habe ich auch keine Bedenken, wenn ein Politiker das ganze Brimborium, mit dem Marketingstrategen das Jahresende übertünchen, etwas neutralisiert.

Weihnachtsbaum, Weihnachtsmann, Weihnachten wurden von den christlichen Kirchen übernommen und anders interpretiert, haben aber vorchristliche Wurzeln. Im antiken Mithras-Kult schmückte man einen Baum zur winterlichen Sonnenwende. Der römische Kaiser Aurelius hat den 25. Dezember im Jahr 264 erstmals als reichsweiten Feiertag für „Sol invictus" eingeführt. Im nördlichen Europa existiert seit alters her eine Gestalt, die mit Rute und Nüssen die Menschen auf die lange Winterzeit vorbereitet. Das, was Sie als „unsere Kultur" bezeichnen, hat also viele Wurzeln. Ohne die wäre Ihre Kultur viel ärmer!

Rolf Mattmüller, Tübingen