„Yalla Baby!“ im Arsenal

Dokumentation: Noch nie das Meer gesehen

Die am Sonntag im Kino Atelier gezeigte Doku „Yalla Baby!“ zeigt das Aufeinandertreffen von palästinensischen und deutschen Jugendlichen bei einem Theaterworkshop im Westjordanland vor drei Jahren.

01.02.2019

Von Peter Ertle

Palästinensische und deutsche Jugendliche vor einer Mauer zwischen Israel und dem Westjordanland. Bild: Verleih

Palästinensische und deutsche Jugendliche vor einer Mauer zwischen Israel und dem Westjordanland. Bild: Verleih

Ja klar, Oda und die anderen“, sagt sie, bevor wir über ihren Film reden. Denn Viktoria Schmidt ist Schauspielerin am Landestheater Marburg, von wo zu Beginn dieser Spielzeit im Gefolge der neuen Leiterin des Jungen LTT ein mittelgroßer Exodus Richtung Landestheater Tübingen stattfand.

Es ist nachmittags, Viktoria Schmitt hat Probenpause und Zeit zum Telefonieren. Am Sonntag wird sie selbst in Tübingen sein, um den Film „Yalla Baby!“ im Kino Atelier vorzustellen, einen Film, in dessen Zentrum ebenfalls Theater steht. Oder stehen sollte. Rückblickend muss man sagen, dass das Theater etwas in den Hintergrund gerückt ist. Es war nämlich so:

Im Sommer 2016 unterstützte das „Auslandsbüro Palästinensische Gebiete“ in Kooperation mit Cinema Jenin ein zehntägiges Theaterworkshop-Dialogprojekt in Dschenin, im Norden des Westjordanlands, an dem deutsche und palästinensische Jugendliche teilnahmen. Die Leitung übernahmen Alexander Peiler von den Wuppertaler Bühnen und eben Viktoria Schmidt, die in Zusammenarbeit mit den Schulen vor Ort die teilnehmenden Schüler aussuchten.

Viktoria Schmidt / Bild: Agentur

Viktoria Schmidt / Bild: Agentur

Ein erster Konflikt

Geplant war, eine Theateradaption des Märchens „Die kleine Laterne“ des palästinensischen Autors Ghassan Kanafani einzustudieren. Eine Prinzessin bekommt von ihrem sterbenden Vater, dem alten König, die Aufgabe, die Sonne in den Palast zu holen. Wenn es ihr nicht gelingt, darf sie nicht Königin werden.

Bald tauchten Schwierigkeiten auf. Die Eltern des die Prinzessin spielenden Mädchens fanden den engen Kontakt, den ihre Tochter in der Rolle der Prinzessin zu einem Jungen hatte, bedenklich. Ein interkultureller Konflikt, der zu ersten Diskussionen führte, die sich zunehmend auf immer mehr der völlig unterschiedlichen Lebenswelten der palästinensischen und deutschen Jugendlichen erstreckten. „Haifa liegt nur 40 Minuten weg, aber die palästinensischen Jugendlichen hatten noch nie das Meer gesehen“, sagt Viktoria Schmidt. Für die deutschen Jugendlichen schwer vorstellbar.

Die Isolation im Westjordanland ist ein Thema des Films, aber ohne klare politische Positionierung oder Mission. Auch das wurde Viktoria Schmidt bei ihrem Aufenthalt klar: „Die politische Situation ist so komplex, da müsste man einen eigenen, anderen Film machen.“ Und so steht – das war ja auch der Plan – das kulturelle Aufeinandertreffen der Jugendlichen im Vordergrund, beleuchtet von einer kleinen Laterne. Die Träume und Zukunftspläne junger Menschen sind immer bewegend, so auch hier – der Trailer des Films reißt das schön an.

Über Facebook und WhatsApp stehen die Jugendlichen noch heute in Kontakt, anfangs intensiv, nach drei Jahren etwas nachlassend, alles andere wäre auch eigenartig. In Marburg und in Starnberg auf einem Festival war der Film bereits zu sehen, ebenfalls in Ost-Jerusalem, in Ramallah und in Bethlehem: Der Austausch geht also auch bei der Filmpräsentation weiter.

„Die älteren Zuschauer des palästinensischen Publikums fanden ihn sehr gut, von den Jüngeren hätten manche die Situation der Besatzung stärker akzentuiert gehabt“, erzählt Schmidt.

In Ramallah sorgte eine Filmszene, bei der die Gruppe während eines Ausflugs nach Bethlehem in den sogenannten C-Gebieten auf israelische Soldaten trifft, für viel Gesprächsstoff. Und das Jerusalemer Publikum hätte gern mehr Stringenz bei der Komposition des Erzählfadens gehabt. Und wie geht es dem Tübinger Publikum?

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Erstellt:
01.02.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 01.02.2019, 01:00 Uhr

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