Urlauber

„Noch nie Maske getragen“

Viele Langzeit-Reisende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sind in weiter Ferne unterwegs. Wie haben sie die Pandemie und die Lockdowns erlebt?

16.01.2021

Von dpa

Das Schweizer Ehepaar Heidi und Werner Gloor ist seit Februar auf Weltreise. Foto: Privat/Fam. Gloor/dpa

Das Schweizer Ehepaar Heidi und Werner Gloor ist seit Februar auf Weltreise. Foto: Privat/Fam. Gloor/dpa

Manche Weltenbummler lassen sich auch durch Corona nicht abhalten. Viele haben es dabei sogar sehr gut getroffen, etwa in Ländern wie Australien oder Neuseeland, die das Virus unter Kontrolle haben und zu einer relativen Normalität zurückgekehrt sind – teilweise ganz ohne Maskenpflicht. Reisende berichten von einmaligen Chancen, großen Festivals und „der Zeit ihres Lebens“. Aber auch davon, dass Reisen mancherorts nur mit bestimmten Dokumenten geht.

Neuseeland Sascha Seib (29) und seine Freundin Claudia Tran Ngoc (29) aus Gotha (Thüringen) sind derzeit auf dem Abel Tasman Coast Track auf der Südinsel Neuseelands unterwegs. Die beiden sind im Februar 2020 in Neuseeland angekommen – kurz vor dem ersten Lockdown im Land.

Da hatten sie aber bereits Arbeit in einem Weinberg in Martinborough gefunden. „Zuerst war ich geschockt und dachte, wir müssten ausreisen. Aber dann bekamen wir die Information, dass Backpacker bleiben dürfen, wenn sie wollen“, erzählt Sascha Seib. Der Lockdown sei hart gewesen, aber nötig. „Wie man jetzt sieht, ist das Leben in Neuseeland fast wieder normal.“

Claudia Tran Ngoc sagt, eine Heimkehr nach Deutschland habe nicht zur Debatte gestanden. „Man bekommt ein Working-Holiday-Visum nur einmal im Leben und nur, bevor man 30 Jahre alt ist. So eine Chance hätte ich nie wieder bekommen.“

Mark Hegedüs, seit 2014 unterwegs, auf dem höchsten Berg Costa Ricas. Foto: Handout/dpa

Mark Hegedüs, seit 2014 unterwegs, auf dem höchsten Berg Costa Ricas. Foto: Handout/dpa

Mexiko Mark Hegedüs, ein gebürtige Ungar, der lange Zeit in Wien gelebt hat, ist derzeit in Mexiko unterwegs. Zuvor bereiste der 44-Jährige Costa Rica. „Außer dass man manchmal Maske tragen und häufig Desinfektionsgel verwenden muss, hat sich meiner Meinung nach nicht viel verändert“, sagt er. Seit 2014 ist er in Lateinamerika unterwegs.

Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus hat Hegedüs nicht. Bei der Einreise nach Costa Rica musste er eine Krankenversicherung vorlegen, die auch die Behandlung von Covid-19 abdeckt. „So etwas würde ich auch von den anderen Ländern erwarten, dann könnte man wieder fast überall und halbwegs problemlos reisen“, sagt er.

Zu Beginn der Pandemie gab es in Lateinamerika Berichte, dass ausländische Touristen angefeindet wurden, weil sie als potenzielle Ansteckungsquellen gesehen wurden. Hegedüs aber hat nach eigenen Angaben keine schlechten Erfahrungen gemacht.

Nicole Pern (20) aus Unna war schon eine Weile in Australien, als plötzlich Corona zuschlug und ihre Pläne durcheinanderwirbelte. Trotzdem entschied sie sich zu bleiben. Foto: Privat/Nicole Pern/dpa

Nicole Pern (20) aus Unna war schon eine Weile in Australien, als plötzlich Corona zuschlug und ihre Pläne durcheinanderwirbelte. Trotzdem entschied sie sich zu bleiben. Foto: Privat/Nicole Pern/dpa

Australien Nicole Pern aus Unna im Ruhrgebiet war nach ihrem Abitur schon eine Weile in Australien unterwegs, als plötzlich Corona zuschlug. Trotz der Pandemie entschied sich die 20-Jährige, zu bleiben. „Es war schwierig, weil die Situation sehr schlecht einzuschätzen war, aber objektiv betrachtet war die Lage im Vergleich zu Deutschland viel besser.“ Zudem seien die Kosten für Flüge damals massiv gestiegen.

Mittlerweile habe sie schon etwas Heimweh, sagt Nicole Pern. Manchmal vermisse sie einfach „den Komfort in Deutschland“ und sehne sich nach weniger Unterwegssein. Aber die dramatische Corona-Lage in Deutschland hindere sie an einer Rückkehr. „In Australien, speziell hier in Perth, stehen mir alle Optionen offen, ich habe bis jetzt noch nie eine Maske getragen und war noch nie auf so großen Festivals wie hier“, sagt sie. „Deutsche können das vielleicht nicht nachvollziehen, aber 2020 war das beste Jahr meines Lebens!“

Afrika Das pensionierte Schweizer Ehepaar Heidi und Werner Gloor ist seit Februar 2019 auf Weltreise, derzeit in Afrika. Corona habe zwar zu einigen Planänderungen geführt – beirrt hat das Virus das Paar aber nicht. „Nach Hause zu fliegen war nie ein Thema“, betonen die beiden. Stattdessen beschlossen sie, sich in Tansania – wo sie im Frühjahr 2020 waren – für einige Monate auf einer Farm niederzulassen. Dort hätten sie „die Zeit unseres Lebens“ gehabt.

Als die Grenzen wieder öffneten, reiste das Paar weiter. Weihnachten und Neujahr verbrachten sie in Namibia. „Natürlich ist das ganz unbeschwerte Reisen ohne Tests vorbei“, sagen sie. Doch sie zeigen sich optimistisch: „Da unsere Reise zeitlich unbegrenzt ist, Visa wegen Covid problemlos verlängert werden und es in jedem Land schöne abgelegene Regionen gibt, machen wir uns keine allzu großen Sorgen.“