Glosse „Land am Rand“

Noch ein Thema für Palmer

Bei uns in „Land am Rand“ bleibt bekanntlich kein Witz auf der Strecke – sei der Gag noch so vorhersehbar. Deswegen ist beim Thema „Bahn“ natürlich direkt klar, wohin die wilde Fahrt geht: Verspätung und so, Sie ahnen es bereits.

25.05.2019

Von DAVID NAU

In der Konzernzentrale in Berlin hat man offenbar kurz vor knapp in den Kalender geschaut und bemerkt: „Verdammt, nächsten Sonntag ist ja Europawahl. Das kommt jetzt aber überraschend!“

Und so haben sich die Werbestrategen noch schnell an eine Kampagne gemacht, mit der passionierte Bahnfahrer in letzter Sekunde zum Wählen animiert werden sollen: Auf S-Bahnen in Stuttgart, Berlin, Hamburg, München und im Rhein-Main-Gebiet prangen seit letztem Wochenende pfiffige Slogans wie „In Europa und der Region zu Hause“ oder „Was immer Du wählst, wähl Europa“ – ob's was hilft, zeigt sich an der Urne.

Nachdem wir uns nun den Kalauer mit der verspäteten Werbe-Aktion so gut es ging verkniffen haben, kommt sogar noch ein Lob für die Deutsche Bahn. Dort ist man offenbar lernfähig: Nach der Werbekampagne, über die ganz Deutschland wochenlang diskutierte (Stichwort: Boris Palmer), ziert die S-Bahn im Rhein-Main-Gebiet eine junge Frau mit Europaflagge – und die ist: hellhäutig und blond! Da kann sich keiner über vermeintlich zu viel Multi-Kulti beschweren. Zumal Palmer ja gerade ohnehin eine Facebook-Pause macht.

Wobei, die soll am Montag vorbei sein. Und überhaupt: Wo sind in der Kampagne eigentlich die männlichen 49,3 Prozent der Gesellschaft . . ? David Nau