Bischofsweihe und Pontifikalamt

Gerhard Schneider: Nicht vorübergehen

Weihbischof Gerhard Schneider hielt am gestrigen Sonntag im Rottenburger Dom sein erstes Pontifikalamt. Am Tag zuvor war er in Stuttgart geweiht worden.

15.07.2019

Von Dunja Bernhard

Bischofsweihe von Dr. Gerhard Schneider

Bilder von der Bischofweihe in der Stuttgarter Domkirche Sankt Eberhard sowie vom ersten Pontifikalamts in Rottenburg.
Dom Rottenburg Weihbischof Gerhard Schneider beim Pontifikalamt Bild ULi Rippman...
Dom Rottenburg
Weihbischof Gerhard Schneider beim Pontifikalamt
Bild ULi Rippmann

© ST

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Beim ersten Pontifikalamt des neuen Weihbischofs am Sonntagmorgen war nur das Mittelschiff des Rottenburger Doms mit rund 250 Gläubigen besetzt. Die vorbereiteten Liedzettel hätten für doppel so viele Menschen gereicht.

Bischofsweihe von Dr. Gerhard Schneider

Bilder von der Bischofweihe in der Stuttgarter Domkirche Sankt Eberhard sowie vom ersten Pontifikalamts in Rottenburg.
Dom Rottenburg Weihbischof Gerhard Schneider beim Pontifikalamt Bild ULi Rippman...
Dom Rottenburg
Weihbischof Gerhard Schneider beim Pontifikalamt
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Schneider ist der dritte Rottenburger Weihbischof neben Thomas Maria Renz und Matthäus Karrer. Die hiesige Diözese ist mit 1,8 Millionen Katholiken die viertgrößte deutsche Diözese. Die meisten kleineren Diözesen haben nur einen Bischof und zwei Weihbischöfe. Am Pontifikalamt nahm neben Bischof Gebhard Fürst auch Kardinal Karl-Josef Rauber teil. Der 85-Jährige lebt seit 2009 auf der Ergenzinger Liebfrauenhöhe.

Beim Einzug in den Dom ging Fürst ohne Bischofsstab und Mitra vor Schneider. Er sagte zum neuen Weihbischof gewandt: „Ich bitte dich, dein erstes Pontifikalamt für uns und dich zu feiern.“

In seiner Predigt berichtete der 50-Jährige über einige Reaktionen auf seine Ernennung zum Weihbischof durch Papst Franziskus am 16. April. Eine kirchenfremde Freundin habe ihn gefragt: „Ist das derzeit eher gut oder schlecht?“ Eine ältere Frau habe zu ihm gesagt: „Das sind Sie jetzt das ganze Leben.“ Das sei ein langer Weg.

Der Predigttext des Sonntags war die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Sie gehöre zur „Basis-Ausstattung biblischen Wissens“, sagte Schneider. „Kann man sich da nicht die Predigt sparen?“ Der 50-Jährige sparte sie sich nicht. Zwei Amtsträger „versagen kläglich“ in dem Gleichnis, als sie an einen Verwundeten achtlos vorbeigehen.

Schneider bezog die Geschichte auf alle kirchlichen Würdenträger. „Ist die Verunsicherung so groß, dass sie den Blick auf die Wirklichkeit verhindert? Droht die Kirche ignorant an dem vorbeizugehen, was dringend ansteht?“ Er hoffe auf eine Kirche, die auf dem steinigen Weg nicht an der Bedürftigkeit der Menschen vorübergehe.

Schneider war zunächst Banker

Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher sprach ein Grußwort. Er kennt Schneider aus dem Wilhelmstift in Tübingen. 1995 trafen sie sich dort. Neher studierte damals erst einige Semester katholische Theologie und dann Jura. Schneider ging den umgekehrten Weg. Er studierte zunächst Betriebswirtschaft und arbeitete bei der Bundesbank, und erst danach Theologie.

Vor Schneiders Wahlspruch „Die Freude am Herrn ist unsere Stärke“ (nach Nehemia 8, 10) steht „Seid nicht bekümmert“, sagte der OB. „Das ist derzeit schwer mit der Realität vereinbar.“ Man solle diese Aufforderung jedoch nicht als Aufruf zum Nichtstun, zum Sich-nicht-kümmern verstehen.

Derzeit werde er oft gefragt, warum Rottenburg noch mehr Flüchtlinge aufnehmen wolle, sagte Neher. „Vielleicht liegt es daran, dass wir eine Bischofsstadt sind.“ Hier werde christliche Verantwortung gelebt. Vom neuen Weihbischof, der bisher in Tübingen wohnt, forderte Neher, dass er künftig in Rottenburg leben müsse. „Wir freuen uns darauf.“

Musikalisch gestalteten verschiedene Chöre der Kirchenmusik-Hochschule und Domorganist Ruben Sturm den Gottesdienst. Als Kantorin sang Verena Westhäuser. Die Lesungen und die Fürbitten wurden von Frauen gesprochen.

Nach dem Pontifikalamt bereiteten die Bürgerwache und die Stadtkapelle dem Weihbischof einen musikalischen Empfang auf dem Eugen-Bolz-Platz.

Persönlich wurde es im Foyer des Bischöflichen Ordinariats. Etliche Rottenburger und einige Weggefährten gratulierten Schneider bei dem Stehempfang. Wibke Hofmann hatte ein pinkfarbenes Paket dabei. Die Frankfurterin war schon am Vortag bei der Weihe in Stuttgart dabei gewesen. Sie hat mit Schneider studiert und gearbeitet. „Was schenkt man einem Bischof?“, habe sie überlegt und sich für etwas ganz Einfaches entschieden. Sie backte ihm Bärentatzen, mit Schokolade überzogene Kekse. „Das sind seine Lieblingskekse.“

Die Bürgerwache stand Spalier, als der neue Weihbischof Gerhard Schneider nach dem Gottesdienst aus dem Dom heraus trat. Bild: Uli Rippmann

Die Bürgerwache stand Spalier, als der neue Weihbischof Gerhard Schneider nach dem Gottesdienst aus dem Dom heraus trat. Bild: Uli Rippmann

Ein Weihbischof ist ein Helfer des Diözesanbischofs

Weihbischöfe gibt es in Diözesen, die so groß sind, dass die bischöflichen Aufgaben nicht von einem Bischof allein bewältigt werden können.

Die bischöflichen Würdezeichen erhielt Schneider bei seiner Weihe in Stuttgart. Der Bischofsring steht, wie der Ehering, für Treue und Verbundenheit des Bischofs mit der Kirche. Er wird nach dem Tod eines Bischofs im Gegensatz zum Papstring nicht zerschlagen. Das Brustkreuz (lateinisch Pektorale) zeigt die Zugehörigkeit zu Christus an. Der Bischofsstab, der die Form eines Hirtenstabs hat, versinnbildlicht, wie ein Bischof sein soll: er soll Gemeinschaft stiften, geradlinig sein und die Gläubigen ohne jegliche Schärfe ermuntern.

Schneiders Insignien wurden in der Goldschmiede der Abtei Münsterschwarzach hergestellt.

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Erstellt:
15.07.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 04sec
zuletzt aktualisiert: 15.07.2019, 01:00 Uhr

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