Rottenburg

Nicht links

13.08.2019

Von Ulrich Lenz, Rottenburg

Immer noch und erst recht sehe und verstehe ich mich als Marxisten. Doch hat das, was in Venezuela (und auf Cuba und schon gar nicht China) geschieht, mit Kommunismus, nicht mal Sozialismus, irgendwas zu tun. Moderne Marxisten können keine Diktatoren, auch nicht Autokraten, gutheißen und in Schutz nehmen wollen. „Diktatur des Proletariats“, kann in heutiger Zeit nicht als Leitbild gelten (Karl Marx, chronologisch-historisch verpflanzt, sähe das genauso).

Venezuela verfügt über einen riesigen Ölreichtum, müsste ein reiches Land sein. Erdöl und seine Derivate sind nicht nur in die USA gut verkäuflich. Die Hyperinflation des Landes und sein wirtschaftlicher Niedergang lassen sich nicht schlüssig auf die US-Sanktionen allein zurückführen, das ist Nonsens, siehe Cuba, das dieser Argumentation zufolge längst von der Landkarte verschwunden sein müsste. Die Insel wird schon seit weitaus längerer Zeit von Embargos und US-Sanktionen behelligt. Ist zwar nicht wohlhabend, aber es geht. Und kann kein Öl exportieren!

Was unterscheidet also moderne Sozialisten von Steinzeit-Kommunisten: Sie sind Demokraten, gegen Gewalt, sie befürworten Marktwirtschaft, aber eben eine wirklich soziale. Venezuelas Niedergang ist großteils hausgemacht, Modernisierungen, Investitionen in die marode Erdölförderung wurden schon vor und seit Chavez versäumt usw. Russland und Cuba können dem Land auch nicht genügend helfen, Öl muss zu guten Preisen exportiert, nicht verschenkt werden.