Feinschmecker

Neue Sterne trotz Krise

Gefühlt sind die Restaurants seit Monaten zu. Stillstand in den Gourmetküchen gibt es aber nicht. Die Michelin-Inspektoren waren unterwegs.

06.03.2021

Von DPA

Die Gourmetküche nimmt die Herausforderung der Krise an. Foto: Sebastian Gollnow

Die Gourmetküche nimmt die Herausforderung der Krise an. Foto: Sebastian Gollnow

Frankfurt/Main. Lockdown, Hygienepläne, Maskenpflicht – die Corona-Pandemie hat die Gastronomie wie viele andere Wirtschaftszweige schwer getroffen. Feinschmecker können aber Pläne für die „Zeit danach“ schmieden. Denn die Inspektoren des Guide Michelin waren auch im vergangenen Jahr unterwegs und haben neue Sterne verteilt: In dem am Freitag vorgestellten neuen Guide Michelin für Deutschland sind 310 Sterne-Restaurants aufgelistet, darunter ein neues Drei-Sterne-Restaurant, drei neue Zwei-Sterne-Restaurants und 25 neue Restaurants mit einem Stern. Im Vorjahr hatte der Restaurantführer 308 Sterne-Restaurants aufgelistet.

Beim „Neuling“ unter den zehn Drei-Sterne-Restaurants handelt es sich eigentlich um ein Comeback: das Restaurant „Schwarzwaldstube temporaire“ in Baiersbronn. Denn im Januar 2020 ist das Stammhaus der „Traube Tonbach“ bei einem Brand zerstört worden, einschließlich der mit drei Sternen ausgezeichneten „Schwarzwaldstube“.

Die Inhaberfamilie habe innerhalb kürzester Zeit ein neues vorübergehendes Zuhause für das Restaurant geschaffen, lautet das Guide Michelin-Lob. Hier knüpfe das Küchenteam um Torsten Michel nahtlos an das bisherige internationale Top-Niveau an – gewissermaßen auferstanden wie ein Phönix aus der Asche. „Die exzellente klassisch-französische Küche legt den Fokus auf beste Produkte und auf wunderbare Kontraste für die rundum geschmackvollen Gerichte.“

Karten jedes Jahr neu gemischt

Er sei „erleichtert“, sagte Michel, als er von der Auszeichnung erfuhr. „Das lässt uns doch freudiger in die Zukunft schauen.“ Auch wenn Michel bereits in der Vergangenheit mit drei Sternen gekürt worden war: „Die Karten werden jedes Jahr neu gemischt und wir nehmen die Herausforderung freudig an.“

Drei Restaurants haben es geschafft, mit einem zusätzlichen Stern in die Zwei-Sterne-Gastronomie Deutschlands aufzusteigen, in der nunmehr 41 Restaurants aufgelistet sind. Dabei handelt es sich um das „Esplanade“ in Saarbrücken, wo Silio Del Fabro mit der mediterran inspirierten klassischen Produkt-Küche einen zweiten Stern erkochte, das „Goldberg“ in Fellbach mit dem Team von Philipp Kovacs und seiner „im Hier und Jetzt“-Küche. Sie vereine gelungen die Regionalität, den saisonalen Bezug und die Moderne, hieß es.

„Das ist wahrscheinlich die beste Nachricht der letzten zwölf Monate“, sagte Kovacs, als er per Videoschalte von seinem zweiten Stern erfuhr, angesichts der andauernden Krise der Branche. „Es war ein verrücktes Jahr für uns alle.“

Ebenfalls in die zwei Sterne-Liga aufgenommen wurde das „Ösch Noir“ in Donaueschingen, das erst im vergangenen Jahr neu mit einem Stern ausgezeichnet worden war. Küchenchef Manuel Ulrich beweise eine klare Steigerung seiner Leistung mit seiner modern umgesetzten klassischen Küche, lobten die Inspektoren, die außerdem 25 neue Restaurants mit einem Michelin-Stern auszeichneten. Damit gibt es in der neuen Ausgabe des Guide Michelin für 2021 insgesamt 259 Restaurants mit einem Stern.

Spitzenreiter der Sterne-Gastronomie ist weiterhin Berlin. Die deutsche Hauptstadt verzeichnet mit 25 Sterne-Restaurants die höchste Zahl im Guide Michelin 2021. Darunter sind ein Drei-Sterne-Restaurant, fünf Zwei-Sterne-Restaurants und 19 Ein-Stern-Restaurants.

Abseits der Metropolen gibt es eine deutliche Häufung von Sterne-Restaurants in der südlichen Hälfte Deutschlands. Gibt es etwa nicht nur den „Weißwurstäquator“, sondern auch einen Genuss- und Sterne-Äquator?

Schon seit den Anfängen des Guide Michelin in den 1960er Jahren sei zu beobachten, dass sich gerade in Süddeutschland viel tue, meint der Direktor des Guide Michelin für Deutschland und die Schweiz, Ralf Flinkenflügel. In Baden-Württemberg zeige sich die Nähe zu Frankreich, wo auf gute Küche besonders Wert gelegt werde. „Auffällig ist auch, dass es viele gute Küchen gibt in Weinbaugebieten – wer eine Affinität zu gutem Wein hat, möchte auch ein gutes Essen.“

Doch Spitzengastronomie während einer Pandemie zu testen – ist das überhaupt möglich? Ein Sternemenü to go – das wäre für Gourmets wohl eine merkwürdige Vorstellung. „Gefühlt hatten die Restaurants im vergangenen Jahr eine Ewigkeit zu – aber ganz so war es nicht“, sagt Flinkenflügel. Zu zwei Dritteln hätten die Restaurants öffnen können. Sein Team habe sich dabei sehr flexibel gezeigt – und Unterstützung von internationalen Teams aus dem Ausland bekommen. dpa

Zum Artikel

Erstellt:
06.03.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 06.03.2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!