VfB Stuttgart

Neue Machtverhältnisse

Die Derby-Dominanz des Traditionsklubs ist passé. In Hoffenheim bleibt trotz allem die letzte Hoffnung auf den ersten Auswärtssieg der Saison.

13.12.2017

Von WOLFGANG SCHEERER

Kennt beide Seiten: Verteidiger Andreas Beck (li., mit Bremens Zlatko Junuzovic) ist 2008 vom VfB zu 1899 Hoffenheim gewechselt und über den Umweg Besiktas Istanbul nun zurück nach Stuttgart. Foto: dpa

Kennt beide Seiten: Verteidiger Andreas Beck (li., mit Bremens Zlatko Junuzovic) ist 2008 vom VfB zu 1899 Hoffenheim gewechselt und über den Umweg Besiktas Istanbul nun zurück nach Stuttgart. Foto: dpa

Stuttgart. Ob sie sich vorm Spiegel Morgen für Morgen eine Kusshand zuwerfen? Fest steht auf jeden Fall: Hannes Wolf und Julian Nagelsmann sind hellwache Typen, die sich höchstens die Augen reiben, wenn sie über ihre steile berufliche Laufbahn nachdenken. Eine Karriere, von der die allermeisten nur träumen können. Heute stehen Wolf und Nagelsmann zum ersten Mal nebeneinander an der Seitenlinie – im Baden-Württemberg-Derby der Fußball-Bundesliga (18.30 Uhr/Sky) in der Sinsheimer Arena. Beide haben im knallharten Profigeschäft einen bemerkenswerten Sprung geschafft: vom Jugendtrainer ohne Umwege direkt zum Chefcoach.

Wolf, 36, hat die Mannschaft des VfB Stuttgart zur Zweitliga-Meisterschaft und damit zurück in die Bundesliga geführt. Nagelsmann, 30, ist gleich erstklassig ein- und mit 1899 Hoffenheim bis in die Europa League aufgestiegen. Beide Trainer sind harte Arbeiter, ausgebuffte Taktiker und außergewöhnliche Kommunikationstalente. Vereinsintern im Umgang mit Spielern und Klubführung ebenso wie nach außen. Zwei, die ihren Arbeitgeber perfekt repräsentieren und sich dabei verkaufen.

Unruhe im Umfeld

Obwohl noch jung und vergleichsweise unerfahren, macht ihnen keiner so schnell etwas vor, auch wenn – der als Trainer bisher mehr oder minder gescheiterte – Mehmet Scholl der Nachwuchsgarde vom Schlage Nagelsmanns, Wolfs oder Domenico Tedescos (Schalke 04), die selbst nie als Profis gespielt haben, jetzt düster prophezeit hat, auf längere Sicht den deutschen Fußball „gegen die Wand“ zu fahren.

Dass beide, Nagelsmann kurz nach Wolf, bei Borussia Dortmund im Gespräch sind, zeigt: Andere sind durchaus anderer Meinung über die Klasse des Duos. Die Gefahr ist, dass die mit den Gerüchten verbundene Unruhe aufs Tagesgeschäft zurückschlägt. Hinzu kommen in Hoffenheim die offenen Fragen um den geplanten Winter-Wechsel von Nationalstürmer Sandro Wagner zum FC Bayern. Angeblich laufen immer noch Verhandlungen über die Ablösesumme, die nach jetzigem Stand bei rund 15 Millionen Euro liegen könnte. Erst letzte Woche hatte Nagelsmann gesagt, er rechne mit dem Abschluss des Transfergeschäfts in ein, zwei Wochen. Wagner, 30, ist seither nicht mehr eingesetzt worden. Ihn zwickt's angeblich an den Adduktoren.

Das letzte Heimspiel 2017, ein eminent wichtiges, geht also ohne Wagner über die Bühne. So ein Derby hat oft Pokal-Charakter. Neben Erfolg geht es ums Prestige. Hoffenheim ist durch die 0:2-Schlappe bei Aufsteiger Hannover 96 auf Platz sechs gerutscht und kann heute aus den Europacup-Plätzen purzeln. Voraussetzung: Der Tabellendreizehnte VfB entscheidet das Duell für sich. Die schlechteste Auswärtsmannschaft (sieben Pleiten, ein Remis) müsste also das viertbeste Heim-Team bezwingen und würde damit den ersten „Dreier“ auf fremdem Platz holen. Warum nicht?

Keiner weiß, was aus Hoffenheims Wundertüte heute herausschaut: mal matt in Hannover, mal 4:0 gegen Leipzig. Auch dem VfB (mit dem Ex-Hoffenheimer Andreas Beck in der Abwehr) fehlt es an Konstanz. Die ersten fünf Bundesliga-Vergleiche im Kraichgau haben die Stuttgarter dominiert, in den drei Spielen danach trumpfte die TSG mit sieben Punkten und acht Toren auf. Heute nun das insgesamt 17. Derby: Es geht um viel. Gerade für die jungen Trainer, denen der Spiegel vorgehalten wird.

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Erstellt:
13.12.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 13.12.2017, 06:00 Uhr

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