Stichwort Cybercrime

Netz der Spione

Weltweit hat es in den vergangenen Monaten aufsehenerregende Cyberaktionen gegeben. So sind Unbekannte im Dezember vergangenen Jahres in das Computersystem der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA in Amsterdam eingedrungen und erbeuteten Dokumente der Impfstoffhersteller Pfizer und Biontech.

02.03.2021

Von IGOR STEINLE

Berlin. Die niederländischen Behörden gehen von einem staatlichen Urheber aus. Laut EMA haben die Hacker die Dokumente zum Covid-Impfstoff manipuliert und dann im Internet veröffentlicht, darunter vertrauliche E-Mails über die Bewertung der Impfstoffe.

Bekannt ist jedoch, dass Nordkorea „bislang auf den Rüstungsbereich ausgerichtete Cyberaktivitäten nunmehr auf den Bereich Biotechnologie und hier besonders auf die Impfstoffentwicklung und -herstellung fokussiert“, wie es in einem Bericht des Verfassungsschutzes vom Januar heißt. So meldete der südkoreanische Geheimdienst schon im November, nordkoreanische Hacker hätten versucht, Daten von Impfstoffentwicklern in Südkorea zu stehlen. Zuvor hatte Microsoft mitgeteilt, russische und nordkoreanische Hacker hätten versucht, Impfstoffhersteller, unter anderem in Frankreich, Südkorea und den USA, auszuspähen.

Die als versiert bekannten nordkoreanischen Hacker haben dabei bisher vor allem mit digitalen Raubzügen zum Zwecke der Finanzierung des Atomwaffenprogramms ihres Landes auf sich aufmerksam gemacht. Laut einem UN-Bericht haben sie allein zwischen 2019 und November 2020 316 Millionen Dollar von Finanzinstituten gestohlen. Das US-Justizministerium geht sogar von mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar aus und hat inzwischen gegen drei der laut zuständigem Staatsanwalt „besten Bankräuber der Welt“ Anklage erhoben.

Am bedrohlichsten für die USA ist jedoch eine Hackerattacke, die ebenfalls Dezember 2020 bekannt wurde. Spione waren über die vielerorts genutzte Wartungssoftware der Firma Solarwinds in die Systeme verschiedener Ministerien, Bundesbehörden und auch Unternehmen eingedrungen und monatelang unentdeckt geblieben. Die US-Regierung vermutet hinter der Aktion Russland und hat bereits Gegenmaßnahmen angekündigt. „Wir werden sicherstellen, dass Russland versteht, wo die Vereinigten Staaten die Grenze für diese Art von Aktivitäten ziehen“, sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, kürzlich. Experten bezweifeln jedoch, dass die Reaktion allzu heftig ausfallen wird. Denn kein Land ist wahrscheinlich so aktiv und versiert in diesem Bereich wie es die Vereinigten Staaten selbst sind.

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Erstellt:
02.03.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 56sec
zuletzt aktualisiert: 02.03.2021, 06:00 Uhr

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