Bundestrainer Chris Fleming spricht über EM-Quali und die vielen Absagen

„Nehmen Favoritenrolle an“

Chris Fleming musste viele Absagen von wichtigen Spielern für die EM-Quali hinnehmen. Trotzdem ist der Basketball-Bundestrainer zuversichtlich.

04.08.2016

Von SEBASTIAN SCHMID

Basketball-Bundestrainer Chris Fleming ahnte bereits im Januar, dass NBA-Profi Dennis Schröder in der EM-Qualifikation nicht spielen wird . Foto: dpa

Basketball-Bundestrainer Chris Fleming ahnte bereits im Januar, dass NBA-Profi Dennis Schröder in der EM-Qualifikation nicht spielen wird . Foto: dpa

Herr Fleming, Sie hatten am Wochenende die ersten beiden Testspiele gegen die Ukraine. Wie zufrieden sind Sie mit dem Auftritt?

CHRIS FLEMING: In dieser Phase der Vorbereitung wäre es enttäuschend, wenn ich mich schon zufrieden geben würde. Wir wussten, dass wir eine Umstellung haben werden. Mit Maodo Lo und Makai Mason haben wir zwei Jungs dabei, die vergangene Saison noch Uni-Basketball gespielt haben. Die beiden werden aber spielen müssen und können das auch, wir müssen nur Geduld haben. Ich bin da sehr optimistisch.

Die beiden sind College-Basketball gewöhnt, nun sollen sie das Spiel der Nationalmannschaft lenken. Wo sind da die Schwierigkeiten?

FLEMING: Es wird anders gepfiffen und die Raumverteilung auf dem Spielfeld ist ganz anders, weil die Gegner erheblich größer als auf dem College sind. Und, die Spielweise ist extrem physisch. Das hat Makai im ersten Spiel gegen die Ukraine erfahren müssen. Es war aber sehr beeindruckend, wie er damit umgegangen ist.

Wie genau lief das mit Makai Mason eigentlich ab? Bis vor ein paar Wochen hatte den 21-Jährigen niemand auf dem Radar.

FLEMING: Sein Vater hat mich vor vier Wochen kontaktiert und mir gesagt, dass er einen Sohn hat, der für die Uni Yale spielt. Ich kannte den Namen, Makai ist im Uni-Basketball kein Unbekannter. Sein Vater erzählt, dass er eine deutsche Frau hat und Makai deshalb einen deutschen Pass bekommt. Ein paar Wochen später hatte er den Pass dann wirklich und wollte unbedingt nach Deutschland kommen. Makai macht sich wirklich gut und ist für uns ein Glücksfall.

Vor allem nach der Absage von NBA-Profi Dennis Schröder vergangene Woche. Ab wann war klar, dass er nicht für Deutschland spielt?

FLEMING: Das war kurz vor dem Ende der Wechselfrist in der NBA abzusehen. Wobei ich schon im Januar die Befürchtung hatte, weil die Atlanta Hawks mit der Idee spielten. Jeff Teague zu traden. Zwischenzeitlich sah es wieder anders aus. Dennis sagte noch im Frühjahr: „Ich bin dabei.“ Aber es kam doch anders und das muss man akzeptieren. Die Herausforderung ist, die jungen Spieler auf ein Level zu bringen, auf dem wir etwas gewinnen können.

Mussten Sie nach Schröders Absage Ihre Spielweise umplanen?

FLEMING: Nein. Wir werden eine ähnliche Spielweise haben.

Wie wird die aussehen?

FLEMING: Die wird nicht groß anders aussehen, wie letzten Sommer. Wir versuchen, sehr früh im Angriff Abschlüsse zu finden. Allerdings sind wir diesen Sommer auf den großen Positionen etwas variabler besetzt. Die Defensive wird für uns das absolut Wichtigste sein. Da haben wir vor allem im ersten Spiel gegen die Ukraine nicht gut ausgesehen.

Neben Dennis Schröder haben noch weitere wichtige Spieler wie Maik Zirbes, Lucca Staiger, Anton Gavel oder Per Günther abgesagt. Wie sehr ärgert es Sie, dass Sie nie den kompletten Kader zur Verfügung haben?

FLEMING: Es kommen immer Dinge dazwischen, die du nicht kontrollieren kannst, wie die Verletzung bei Maik oder die Situation von Dennis in Atlanta. Es ist tödlich, wenn wir uns mit den Absagen aufhalten. Der deutsche Basketball hat in den letzten Jahren viel investiert, um die Qualität in der Breite zu haben, wie es jetzt der Fall ist. Diese Mannschaft braucht sich vor niemandem zu verstecken – auch ohne die Spieler, die nicht dabei sind.

Vom 19. bis 21. August findet in Neu-Ulm der Supercup statt. Was können die Fans da erwarten?

FLEMING: Da sind wir relativ nah an unserem Ziel, insofern wird man da die Mannschaft sehen, die in einer ähnlichen Form in der EM-Qualifikation spielen wird. Ich gehe davon aus, dass unser Basketball dann ganz ansehnlich sein wird. Wir haben mit Finnland, Russland und Polen gute Gegner. Für mich ist der Supercup das Highlight der Vorbereitung schlechthin. Da werden wir sehen, wo wir stehen.

Wenige Tage später startet die EM-Qualifikation, in der es gegen Österreich, Dänemark und die Niederlande geht. Wie stehen die Chancen auf die EM-Teilnahme 2017?

FLEMING: Mit den Gegnern habe ich mich bislang wenig auseinandergesetzt. Einer unserer Co-Trainer, Martin Schiller aus Ludwigsburg, hat sich damit beschäftigt. Die Österreicher und die Holländer hat man in einer ähnlichen Form im letzten Jahr gesehen. Holland hat sich bei der EM sehr gut verkauft, hatte einige knappe Spiele und hätte auch weiterkommen können. Dänemark habe ich in den letzten Jahren nicht mehr gesehen. Aber unser Anspruch muss sein, dass wir uns qualifizieren.

Deutschland ist aber der Favorit?

FLEMING: Die Rolle nehme ich gerne an.

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Erstellt:
04.08.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 19sec
zuletzt aktualisiert: 04.08.2016, 06:00 Uhr

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