Tübingen

Natur ist dynamisch

Ist die Tübinger Forstwirtschaft noch nachhaltig? Das TAGBLATT sprach mit Jürgen Lücke, einem Kritiker des aktuellen Holzeinschlags, Stadtförster Thomas Englisch und Karl Ebert, Forstdirektor im Ruhestand und bis 2016 Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der Naturschutzbeauftragten im Regierungsbezirk (19. Februar).

21.02.2019

Von Roland Irslinger, Tübingen

Herr Lücke wohnt im Wolkenkuckucksheim, hat ihm Herr Wohlleben mit seiner romantisierenden Waldvorstellung etwa den Kopf verdreht? Natur ist dynamisch, sie kennt kein Gleichgewicht. Der Wald in Deutschland wurde und wird durch nachhaltige Waldwirtschaft aufgebaut, die Holzvorräte sind so hoch wie seit 1000 Jahren nicht mehr.

Herr Lücke hat Möbel aus Holz in seiner Wohnung, den Dachstuhl stabilisieren Holzbalken, auch benutzt er Papier für seinen Drucker. Der Holzbedarf in Deutschland ist viel größer als die unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit hierzulande mögliche Nutzung. Die Nutzung des Waldes zurückzufahren wäre Neokolonialismus, Großbritannien und Japan führen uns das vor. Jedes ungenutzte Stück Holz zerstört ein Stück Urwald, zum Beispiel in Sibirien.

Waldwirtschaft ist Klimaschutz, weil Holz letztlich energetisch verwertet wird, am besten nach langjähriger Nutzung als Holzprodukt, und fossile Energie spart. Der Schönbuch sammelt das CO2 nach der Verbrennung wieder ein, nach einer kräftigen Durchforstung erst recht! Zudem braucht die Herstellung von Produkten aus Holz meist deutlich weniger Energie als deren Herstellung zum Beispiel aus Stein, Metall oder Glas. Beide Effekte summieren sich. Nachhaltige Holznutzung in Deutschland entlastet die Atmosphäre jährlich um 127 Millionen Tonnen CO2, das sind 14 Prozent der Treibhausgasemissionen. Nutzungsverzicht wäre klimapolitisch kontraproduktiv – machen wir das nur, wenn es aus Gründen des Artenschutzes nötig ist.

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Erstellt:
21.02.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 40sec
zuletzt aktualisiert: 21.02.2019, 01:00 Uhr

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