Heimbewohnerin von Ratte gebissen

Nagetier kam wohl über die Terrasse ins Pflegeheim Voller Brunnen

Das Nagetier kam wohl über die Terrasse. Reutlinger Altenhilfe bedauert den Vorfall. Schädlingsbekämpfer und Gesundheitsamt geben Entwarnung.

17.08.2018

Von Uschi Kurz

Trügerisches Idyll: Im Pflegeheim Voller Brunnen wurde eine Frau von einer Ratte gebissen. Archivbild: Haas

Trügerisches Idyll: Im Pflegeheim Voller Brunnen wurde eine Frau von einer Ratte gebissen. Archivbild: Haas

Die Vorstellung ist der blanke Horror: Wie der „Reutlinger Generalanzeiger“ (Gea) in seiner Ausgabe vom Mittwoch berichtet, wurden zwei Bewohnerinnen des Pflegeheims Voller Brunnen in der Carl-Diem-Straße nachts von Ratten gebissen. Eine der beiden, eine demenzkranke 87-Jährige, wurde ambulant im Kreisklinikum versorgt.

Wolfgang Löffler, der Pressesprecher der Stadt Reutlingen, bestätigte gestern den Vorfall, der sich bereits Ende Mai ereignet habe. „Was passiert ist, tut uns wahnsinnig leid“, so Löffler. Beiden Damen gehe es glücklicherweise gut. Trotz sorgfältiger Prüfung lasse sich der Vorfall nicht restlos aufklären. Fakt sei, dass zwei Bewohnerinnen des Heimes in der fraglichen Nacht kleine Wunden erlitten hätten, die eine am kleinen Finger, die andere am Ohr: „Die Verletzungen wurden von einer Pflegekraft beim nächtlichen Routine-Rundgang entdeckt und sofort gemeldet. Polizei und DRK wurden informiert.“ Im „Gea“-Artikel heißt es, die Pflegekraft sei kurz vor drei Uhr ins Zimmer gekommen und habe etwas „huschen“ sehen.

Die 87-jährige Bewohnerin kam vorsorglich ins Krankenhaus, wo eine zwei Millimeter lange Bisswunde am kleinen Finger der linken Hand diagnostiziert wurde. Nach der ambulanten Behandlung wurde die Patientin entlassen. Ob es sich bei der kleinen Wunde am Ohr ihrer Mitbewohnerin ebenfalls um einen Rattenbiss handelt, konnte nicht festgestellt werden.

Das Doppelzimmer, das im Erdgeschoss liegt, wurde sofort verschlossen und geräumt. In allen Pflegeeinrichtungen, so der Pressesprecher, müssten regelmäßige Prüfungen von Schädlingsbekämpfern durchgeführt werden. Erst drei Wochen vor dem Vorfall sei die Küche und der Außenbereich überprüft worden: „Es lag wie schon in den vergangenen Jahren keinerlei Befall mit Ungeziefer vor.“

Wie das Landratsamt mitteilt, habe das Gesundheitsamt nach dem Vorfall in Zusammenarbeit mit der RAH und einem zertifizierten Schädlingsbekämpfer verschiedene Maßnahmen ergriffen. Unter anderem wurde das Doppelzimmer gereinigt und desinfiziert, zudem erfolgte eine intensive Nagetierbekämpfung auf dem Gelände und der angrenzenden öffentlichen Fläche. Das Gesundheitsamt kam zu dem Ergebnis, dass eine vorübergehende Schließung der Einrichtung nicht erforderlich sei: Das Tier sei über die Terrassentür in das Zimmer, von dort aber nicht in das Haus gelangt.

An die Öffentlichkeit gelangte das Geschehen durch einen Angehörigen der 87-Jährigen, der sich an den „Gea“ gewandt hatte. Er schaltete auch einen Anwalt ein und erstattete Anzeige. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen jedoch ein. Weder bei den Pflegekräfte noch bei der Pflegeleitung konnte ein Fehlverhalten festgestellt werden.

Auch RAH-Geschäftsführer Werner Rumpel bedauert den Vorfall, den er sich freilich absolut nicht erklären kann. Im Vollen Brunnen habe es weder davor noch danach Hinweise gegeben, dass es auf dem Gelände Ratten gebe. Die Köder, die ausgelegt wurden, seien unberührt. Dies bestätigte gestern gegenüber unserer Zeitung auch der zuständige Schädlingsbekämpfer Stephan Salscheider: „Wir haben erst vor kurzem wieder kontrolliert. Da war nichts.“

Der Abriss des Pflegeheims ist bereits beschlossen

Das Alten- und Pflegeheim „Voller Brunnen“ ist eine von sieben Einrichtungen, die von der Reutlinger Altenhilfe (RAH) betrieben wird. Das an einem kleinen See gelegene Heim galt einst als Vorzeigeprojekt, entspricht aber mit seinen langen Fluren und den Doppelzimmern nicht mehr den baulichen Anforderung der aktuellen Landesheimbauverordnung. Die Übergangsfrist für bestehende Doppelzimmer läuft Ende 2019 aus. Zudem dürfen sich Bewohner räumlich nur noch in Gruppengrößen von maximal 15 Bewohnern mit eigenem Zugang und eigener Küche aufhalten. Deshalb hat der Gemeinderat bereits 2017 den Abriss beschlossen. Der kann freilich erst erfolgen, wenn der Neubau mit 72 Pflegeplätzen im Park fertig gestellt ist.

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Erstellt:
17.08.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec
zuletzt aktualisiert: 17.08.2018, 01:00 Uhr

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