Schulen

Nach den Herbstferien: Muss der Mundschutz wieder drauf im Unterricht?

Kultusministerin will Infektionsgeschehen eindämmen und kündigt Verschärfung der Regeln an.

30.10.2021

Von Alfred Wiedemann

Wieder Masken in der Schule: Theresa Schopper. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Wieder Masken in der Schule: Theresa Schopper. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Stuttgart. Seit zwei Wochen darf man im Klassenzimmer den Mund-Nasen-Schutz weglassen, wenigstens am Platz. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) kündigt jetzt in einem Brief an alle Schulen an, dass die Maskenpflicht am Platz „spätestens“ wieder gelten soll, wenn das Infektionsgeschehen „die Alarmstufe in der aktuellen Corona-Verordnung erreicht“.

Weil die Infektionszahlen in allen Lebensbereichen wieder anstiegen, sei auch die Zahl der Fälle an Schulen gestiegen. „Deshalb werden wir die Gesamtentwicklung und vor allem auch die Auslastung unserer Krankenhäuser weiter fest im Blick behalten und dann gegebenenfalls auch an den Schulen reagieren, wenn eine Überlastung unseres Gesundheitssystems droht.“

Fürs laufende Schuljahr insgesamt fällt Schoppers Bilanz positiv aus: Durch Maskenpflicht zum Schulstart, angepasste Quarantäneregeln und verstärkte Tests bei Infektionsfällen sollten „möglichst wenige Kinder und Jugendliche zu Hause bleiben müssen“, sagte sie. „Diese Strategie war sehr erfolgreich.“ Deshalb sei auch das Aufheben der Maskenpflicht möglich gewesen und wieder ein fast normaler Unterricht.

„Das Infektionsgeschehen bundesweit und speziell in Baden-Württemberg ist extrem besorgniserregend“, sagt Ralf Scholl, Vorsitzender des Philologenverbands Baden-Württemberg. In zwei Wochen habe sich die Inzidenz im Südwesten glatt verdoppelt, zudem steige der Anteil positiver PCR-Tests. „Wir sind am Beginn einer sehr heftigen, vierten Corona-Welle“, sagte Scholl.

Wie viel eine Beibehaltung der Maskenpflicht an den Schulen gebracht hätte, lasse sich im Nachhinein nicht ermitteln. Ohne Maske sei die Ansteckungswahrscheinlichkeit in einem Klassenraum aber mehr als dreimal so hoch. Aus Studien sei bekannt, dass Schulen mit etwa einem Viertel zu allen Ansteckungen beitragen. Gut möglich, dass die Abschaffung der Maskenpflicht „wesentlich mitverantwortlich für die Stärke dieser vierten Welle ist“, sagt Scholl. „Auf jeden Fall hätte eine Maskenpflicht im Unterricht stark dazu beigetragen, die extrem hohen Ansteckungszahlen gerade unter den Fünf- bis 14-Jährigen zu senken.“

„Indiskutable Werte“

Die Inzidenzen in dieser Altersgruppe seien inzwischen besorgniserregend hoch, „die Spitzenreiter Pforzheim (671), die Kreise Heidenheim (627), Sigmaringen (571) und Biberach (510) haben bereits völlig indiskutable Werte“, sagt Scholl. „Auch dort sitzen die Kinder und Jugendlichen noch ohne Maske im Unterricht.“ Das sei unverantwortlich.

Wolle man erneute Schulschließungen vermeiden, müssten alle Schutzmaßnahmen genutzt werden: Maskenpflicht, zwei PCR-Pooltests pro Woche, Raumluftfilter und Lüften. Auch geimpfte Lehrer müssten zweimal wöchentlich getestet werden. Die Impfdurchbrüche sind viel zu häufig“, sagt Scholl.

„Es sieht ganz danach aus, dass wir die Maskenpflicht nach den Herbstferien wieder brauchen“, sagt Monika Stein, Landesvorsitzender Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Alle sehnen sich nach dauerhaftem Unterricht ohne Maske, noch wichtiger ist aber, dass wir nicht wieder Schulen und Kitas schließen müssen.“ Für jedes Kind, das nicht an Corona erkrankt, lohne es sich, weiter alles für die Sicherheit in den Klassenzimmern zu tun. Dazu gehörten auch weitere Luftreinigungsgeräten und freiwillige Impfangebote an Beruflichen und weiterführenden Schulen. Alfred Wiedemann

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Erstellt:
30.10.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 26sec
zuletzt aktualisiert: 30.10.2021, 06:00 Uhr

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