Betreuung

Nach alarmierender Umfrage: SPD fordert „SOS-Programm“ für Kitas im Südwesten

In einer Umfrage kommen gravierende Mängel ans Licht. Ein Bildungsexperte regt Gespräche an.

20.10.2021

Von Roland Muschel

Die SPD im Land fordert ein Programm für Kitas.

Die SPD im Land fordert ein Programm für Kitas.

Stuttgart. Nach den alarmierenden Ergebnissen einer Umfrage unter 2200 Kita-Leitungen fordert die SPD ein „SOS-Programm“ für die frühkindliche Betreuung im Land und einen Kita-Gipfel. „Dass ein Großteil der Kitas im Land die Aufsichtspflicht nicht mehr durchgehend gewährleisten kann, ist eine Katastrophe“ sagte SPD-Landes- und -Fraktionschef Andreas Stoch dieser Zeitung.

Die in der vergangenen Woche vom Verband Erziehung und Wissenschaft (VBE) veröffentlichte Umfrage unter 2200 Kita-Leitungen müsse „der letzte Alarmruf für die Landesregierung sein“, sagte der SPD-Politiker, der von 2013 bis 2016 selbst Kultusminister war. Die grün-schwarze Koalition müsse die frühkindliche Bildung endlich auf der Prioritätenliste ganz nach oben setzten. „Das Land muss mehr Geld für unsere Kleinsten in die Hand nehmen und darf die Kommunen und Träger mit diesem Problem nicht alleine lassen. Wenn die Ganztagsbetreuung wegfällt, steht für viele die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auf dem Spiel.“

Es fehlt an Personal

Laut der Umfrage ist der Mangel an qualifizierten Fachkräften das zentrale Problem der Kleinkindbetreuung. Neun von zehn Kita-Leitungen gaben an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten zumindest zeitweise so schlecht besetzt waren, dass sie die Aufsichtspflicht nicht mehr garantieren konnten. Knapp jede fünfte Kita konnte demnach in über 40 Prozent der Zeit die gesetzlichen Betreuungsvorgaben nicht einhalten. Die tatsächliche Fachkräfte-Kind-Relation in den Kitas weicht laut der Umfrage in den meisten Fällen von der wissenschaftlichen Empfehlung ab, wonach ein Erzieher drei Unter-Dreijährige oder 7,5 Über-Dreijährige betreuen soll. Die Kita-Leitungen gaben an, dass bei den Kleinsten in jeder vierten Kita sechs oder mehr Kinder auf eine Fachkraft kommen, bei den Drei- bis Sechsjährigen muss in knapp 40 Prozent der Kitas eine Fachkraft zwölf oder mehr Kinder betreuen.

Der SPD-Bildungsexperte Daniel Born sprach sich für eine „Kita-Konferenz“ aus, „damit alle Akteurinnen und Akteure der frühkindlichen Bildung endlich an einen gemeinsamen Tisch kommen und die Betreuungsengpässe gemeinsam entschärft werden können“. Um die dramatischen Personalengpässe an Kitas zu lindern, brauche es aus Sicht der SPD etwa ein Sofortrückkehrprogramm und einen Aufstockungsbonus bei Teilzeit. Zudem fordert Daniel Born die Stärkung der praxisintegrierten Ausbildung und die Anpassung vertraglicher Leitungszeit an den tatsächlichen Bedarf: „Aufgaben des Personalmanagements, der pädagogischen Leitung oder der Organisationsentwicklung dürfen nicht zu Einschnitten in der Betreuung von Kindern führen, die Kita-Leitungen aber auch nicht an den Rand ihrer Kräfte bringen.“

Die SPD fordert zudem eine Ausweitung des Luftfilterprogramms der Landesregierung: Es zeichne sich bereits ab, dass die zehn Millionen Euro, die für die Kitas vorgesehen seien, nicht ausreichen würden, sagte Born. „Die Landesregierung muss jetzt dringend nachbessern und nicht schon wieder wertvolle Zeit verstreichen lassen.“

Für diesen Donnerstag hat die SPD eine Aktuelle Debatte zu dem Thema auf die Tagesordnung des Landtags gesetzt.

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Erstellt:
20.10.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 25sec
zuletzt aktualisiert: 20.10.2021, 06:00 Uhr

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