Wirklich bereit für den Wandel?

Nach Tag eins des Fifa-Meetings zeigen sich Funktionäre reformoffen - Niersbach und Co. werden an Ei

Genau fünf Jahre nach der skandalösen WM-Vergabe an Russland und Katar tagt derzeit die Fifa-Exekutive. Was die Reformen betrifft, müssen die Funktionäre nun beweisen, dass sie bereit sind für einen Wandel.

03.12.2015

Von DPA

Exko-Mitglied Wolfgang Niersbach kam durch die Tiefgarage zum Meeting: "Hoffe auf Mehrheit für die notwendigen Veränderungen." Foto: dpa

Exko-Mitglied Wolfgang Niersbach kam durch die Tiefgarage zum Meeting: "Hoffe auf Mehrheit für die notwendigen Veränderungen." Foto: dpa

Zürich. Am frühen Morgen legte sich noch der Nebel wie ein Schleier um das Fifa-Hauptquartier. In dem pompösen Gebäude auf dem Zürichberg liefen da schon die Vorbereitungen für die Sitzung, die im Fußball-Weltverband den Weg zu einer skandalfreien Zukunft ebnen sollte - so zumindest die Hoffnung der selbsterklärten Reformkräfte um Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. "Ich gehe davon aus, dass es eine Mehrheit für die notwendigen Veränderungen gibt", sagte Niersbach vor seinem ersten Auftritt bei der Fifa nach seiner DFB-Demission. Im Gegensatz zu Niersbach, der die Fifa-Zentrale wie fast alle Kollegen durch die Tiefgarage betrat, marschierte der einflussreiche Sportfunktionär Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah durch den Haupteingang und gab sich im rosafarbenen Hemd ganz optimistisch. "Heute ist der Tag für Reformen gekommen. Wir sind auf dem richtigen Weg. Drücken Sie die Daumen", sagte der Kuwaiter. Bei der Fifa hat sich der Strippenzieher allerdings noch nicht als Reformkraft hervorgetan.

Auf den Tag genau fünf Jahre nach der skandalösen Doppel-WM-Vergabe an Russland 2018 und Katar 2022, mit der die große Fifa-Krise ihren Anfang nahm, begann das Exekutivkomitee seine Beratungen über die Vorschläge ihrer selbst einberufenen Reformkommission, die in knapp fünf Monaten ihrer Arbeit bislang vor allem eines bekam: Kritik. Wie sehr sich die Fußball-Weltregierung seit 2010 verändert hat, verriet ein Blick auf die Teilnehmerliste: Nur sechs der 24 Wahlmänner von 2010 sind noch in Amt und Würden, fast ein Dutzend ist verbandsintern gesperrt oder sogar im Visier der Justizbehörden - inklusive des suspendierten Präsidenten Joseph Blatter. Das zweitägige Meeting hat allein deshalb historischen Charakter. Doch ob es auch inhaltlich dafür reicht? Eine Altersbeschränkung für Funktionäre auf 74 Jahre und eine Limitierung der Amtszeit auf zwölf Jahre galt nun als wahrscheinlich. Solche Vorschläge waren von den meisten Funktionären im Juni 2014 noch kategorisch abgelehnt worden. Jetzt geht der Forderungskatalog von Reformkommissionschef Francois Carrard weiter. Tatsächlicher Architekt des Demokratisierungsprogramms soll aber Domenico Scala sein, Chef der Fifa-Compliancekommission. Aber sind die Exko-Mitglieder bereit, den Funktionärsselbstmord zu begehen? Viele würden bei einer Neuordnung Posten und Einfluss verlieren - wie angesichts der Ungereimtheiten um die WM 2006 möglicherweise auch Niersbach.