Stuttgart

Angriff bei Corona-Demo: Razzia auch in Tübingen

In sieben Städten in Baden-Württemberg haben am Donnerstagmorgen in Zusammenhang mit Angriffen auf Teilnehmer einer Corona-Demonstration Razzien stattgefunden. Auch in Tübingen wurde durchsucht.

02.07.2020

Von dpa/lsw/job

In Polizei-Westen gekleidete Polizisten. Foto: Silas Stein/dpa/Archivbild

In Polizei-Westen gekleidete Polizisten. Foto: Silas Stein/dpa/Archivbild

Stuttgart. Ein 54-jähriger Mann war am 16. Mai niedergeschlagen und lebensbedrohlich verletzt worden. Die Durchsuchungen stehen nach Angaben eines Polizeisprechers aus Stuttgart in Zusammenhang mit dem versuchten Tötungsdelikt. Auch zwei 38 und 45 Jahre alte Begleiter waren bei der Attacke damals verletzt worden, als sie auf dem Rückweg von einer Demonstration gegen die Corona-Verordnungen des Landes waren.

Ein 21-Jähriger wurde mittlerweile festgenommen. Gegen ihn besteht ein Haftbefehl wegen versuchten Totschlags. Wo der Verdächtige festgenommen wurde, wollte die Polizei nicht sagen.

Ein politischer Hintergrund der Attacke gilt als wahrscheinlich. Die Beamten gehen von einem gezielten Angriff aus. Die Polizei vermutet die unbekannten Täter im linksextremen Spektrum, da es sich bei den Angegriffenen um Mitglieder der rechten, der AfD nahestehenden Gruppe „Zentrum Automobil“ handelt. Der Schwerverletzte ist nach Informationen der Stuttgarter Zeitung Betriebsrat bei Daimler. „Zentrum Automobil“ setzte nach dem Angriff eine Belohnung von 10.000 Euro für Hinweise auf die Täter aus.

Zuvor hatten die Stuttgarter Nachrichten über die Razzien berichtet. Insgesamt durchsuchten die Einsatzkräfte neun Objekte in Stuttgart, Karlsruhe, Ludwigsburg, Remseck am Neckar (Kreis Ludwigsburg), Tübingen, Waiblingen und Fellbach (Rems-Murr-Kreis).

Wieder Tübinger Wohnprojekt durchsucht

Die Durchsuchungen fanden zeitgleich um 6 Uhr morgens statt. Laut einem Sprecher der Stuttgarter Polizei, die die Ermittlungen führt, ging es dabei um den Verdacht des Landfriedensbruchs: Bei dem Angriff in Stuttgart sollen zwischen 10 und 40 Personen dabei gewesen sein. Man habe Beweismittel sichergestellt, die man nun auswerte, so der Sprecher, „In den durchsuchten Objekten wohnen überwiegend uns bekannte Anhänger der linken Szene“.

In Tübingen wurde nach TAGBLATT-Informationen erneut eine Wohnung im linken Wohnprojekt „Lu 15“ durchsucht. Es war bereits im Februar Ziel eines größeren Polizeiaufgebots gewesen: Damals ging es um einen Verdacht im Zusammenhang mit einem versuchten Farbanschlag auf das Tübinger Gericht sowie weitere Gebäude in der Stadt. Auch eine Verbindung zum Brand- und Farbanschlag auf die Tübinger Freikirche TOS-Gemeinde werde geprüft.

Im Anschluss erhoben die Bewohner Vorwürfe gegen die Polizei: Die Verdächtigen, die im Februar beim Gerichtsgebäude in der Doblerstraße festgenommen worden waren, seien im Polizeigewahrsam menschenunwürdig behandelt worden. Die Polizei wies das zurück. Bislang haben die Ermittler in diesem Verfahren keine Ergebnisse der Durchsuchung gemeldet.

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) bezeichnete die heutigen Durchsuchungen wegen der Auseinandersetzung nach der Corona-Demo als „bedeutenden Schritt zur Aufklärung“. Er verurteile brutale Gewalt als Mittel politischer Auseinandersetzung. „Das geht gar nicht“, sagte er und fügte hinzu: „Und auch hier gilt: Wir kriegen Euch!“.

Bei dem Protest Mitte Mai hatten mehrere Tausend Menschen gegen die Corona-Beschränkungen demonstriert. Für Aufsehen hatte damals auch der Brand von mehreren Lastwagen einer Firma für Veranstaltungstechnik gesorgt. In den Fahrzeugen sollte nach Polizeiangaben die Technik für die Demonstration auf dem Cannstatter Wasen transportiert werden.

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Erstellt:
02.07.2020, 09:46 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 27sec
zuletzt aktualisiert: 02.07.2020, 09:46 Uhr

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