Weiber-Wirtschaft
Mut-Macherin
Bärbel Renner leitet seit 2017 die Kommunikation und Verwaltung der experimenta gGmbH in Heilbronn und hat dafür ihren komfortablen Beamtenstatus an den Nagel gehängt. Warum? Weil der quirligen 58-jährigen nie die Lust an Neuem und Spannendem ausgeht.
Sie sagt zwar selbst, dass es „große Sprünge“ in ihrem Lebenslauf gebe, doch wenn sie so erzählt, verliert man selten den roten Faden. Die in Ellwangen geborene Bärbel Renner hat in Tübingen und Wien Germanistik und Geschichte studiert. Gewohnt hat sie damals in einem Kellerzimmer mit Blick auf Autokennzeichen. Die Professoren Jens und Küng hat sie mit großer Neugierde verfolgt und auch beim Studium Generale alles mitgenommen, was zeitlich möglich war. Einen einjährigen Studien-Abstecher nach Wien hat sie genutzt, um sich in mittelalterlicher Geschichte weiterzubilden, wenngleich sie eine regelmäßige Besucherin des Burgtheaters und der Wiener Staatsoper war. Ihren heutigen Mann hat sie im Studium kennengelernt. Er, Lehrer in Böblingen, sie, Verlagsredakteurin in Hannover. So pendelten die beiden vier Jahre lang hin und her, ganz ohne ICE und Handy, bevor sie ins Schwabenland zurückkehrte und dann bei verschiedenen großen Verlagen tätig war, zuletzt als Programmleiterin beim Hampp-Verlag in Stuttgart.
Mit 40 wurde sie Mutter und das veränderte doch schlagartig vieles. „Wie geht‘s beruflich weiter, was mache ich als nächstes, wie bekomme ich alles unter einen Hut?“ Alles Fragen, die sich sich zu diesem Zeitpunkt stellte. Doch eins war immer klar: Sie wollte neue Herausforderungen. Dass diese nicht lange auf sich warten ließen, war spätestens nach dem ersten Anruf der Hochschule für Medien in Stuttgart klar, der ihr eine Krankheitsvertretung anbot. „Das will ich machen, das ist meins,“ war sie nach den ersten Vorlesungen überzeugt. Wenngleich es hieß: Raus aus der Verlagsbranche, rein in die Wissenschaft. Kaum dort, war sie auch gleich im „Nachwuchsprogramm des Landes für Professorinnen“, bei dem man sich bis zum Alter von 42 bewerben konnte. Drei Monate vor ihrem 42. Geburtstag war sie genommen und bekam den Zuschlag für eine Halbtagesstelle in der Lehre in Kombination mit einer Promotion. „Diese drei Jahre Doktorarbeit waren mit die härtesten Jahre,“ schmunzelt Renner. „Auf der einen Seite war diese Dissertation ein großer Luxus für mich, auf der anderen Seite war es schwierig, mich theoretisch und wissenschaftlich mit Themen zu beschäftigen, mit denen ich mich davor 14 Jahre lang praktisch beschäftigt habe“, reflektiert sie. Pünktlich mit 45 hat sie ihre Arbeit über Kommunikationspolitik an der LMU München mit summa cum laude abgeschlossen und bekam eine Professur im Bereich Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Medien und Kommunikation.
Ihr Ansatz, praxisnahe Projekte, „echte Probleme und Fragestelltungen“ zu behandeln und mit den Studierenden zu diskutieren, kam an. 2011 wurde sie zur Professorin des Jahres gewählt, für ihr besonderes Engagement und als „Wegbereiter für Karrieren.“ Den jungen Studierenden Mut zu machen, lag ihr immer sehr am Herzen. In den folgenden Jahren hatte sie führende Funktionen an der Dualen Hochschule Baden-Würrtemberg (DHBW) in Stuttgart inne. Von 2011 bis 2016 leitete sie die Hochschulkommunikation. Sollte sie ihre Bestimmung in der Verknüpfung von theoretischen Studieninhalten mit Praxisnähe gefunden haben? Es schien so.
experimenta – das Science Center
Am 31. März dieses Jahres eröffnet die experimenta in Heilbronn. Mit rund 25 000 Quadratmetern Fläche ist sie das größte und innovativste Science Center Deutschlands. Mit einer großen Vielfalt an Angeboten bietet es dann eine spektakuläre
Wissen- und Erlebniswelt.
www.experimenta.science