Ein Fest der Maultasche

Musikzug Ofterdingen feierte auf dem Schulhof das Herrgottsbscheißerle

Oliver Raidt ist der Mann an der überdimensionalen Pfanne. Ladung um Ladung purzeln die Maultaschen ins Öl, werden einige Male gewendet und landen braun glänzend und flankiert von einem ordentlichen Schlag Kartoffelsalat auf dem Teller.

27.05.2016

Von jjo

Musikzug Ofterdingen feierte auf dem Schulhof das Herrgottsbscheißerle

Ofterdingen. „Über 2500 solcher Portionen werden heute verkauft“, sagt seine Kollegin Dorin Mück vom Ofterdinger Musikzug. Um die Mittagszeit ist auf dem Hof der Burghofschule kein Platz mehr zu bekommen. Rocco Garofalo, seines Zeichens Hausmeister an der Schule, schleppt eilig zusätzliche Bierbänke und Tische heran. Nicht nur der Klassiker mit Fleischbrät und Spinat gefüllt kommt gut an. Die ebenfalls im Angebot befindliche vegetarische Variante ist bereits um 13 Uhr ausverkauft.

Was die Herkunft der Spezialität anbelangt, gehen die Meinungen auseinander. Im Kloster Maulbronn sollen sie erfunden worden sein. Um zu Karfreitag das Fleisch vor dem Herrgott zu verstecken. Andere behaupten, dass protestantische Glaubensflüchtlinge aus Italien für die hiesige Verbreitung verantwortlich waren. Dafür spreche vor allem der Spinat als Teil der Füllung. Ein dritte Variante führt den Begriff auf den mittelalterlichen Ausdruck für „Ohrfeige“ zurück. Damals bekam das unartige Kind nämlich eine „Maultatsche“. Die betroffene Wange schwoll daraufhin an. Ähnlich der in der Brühe gesottenen Maultasche. So oder so. Laut einer Miniumfrage des TAGBLATTS unter den Besuchern des Fest sind sich alle einig. Das „Herrgottsbscheißerle“ hätte den Status Weltkulturerbe unbedingt verdient. Bild: Franke