Fußball

Mulmiges Gefühl im Stadion

In Berlin und Wolfsburg wurde noch vor mehr als 1000 Zuschauern gespielt. Doch in der Bundesliga geht wieder die Angst vor dem Lockdown um.

26.10.2020

Von SID

Inzwischen wieder ein seltener Anblick in der Fußball-Bundesliga: Zwei Zuschauer sitzen im Berliner Stadion an der alten Försterei. Wie lange das noch zugelassen ist, scheint angesichts steigender Infektionszahlen ungewiss. Foto: Andreas Gora/dpa

Inzwischen wieder ein seltener Anblick in der Fußball-Bundesliga: Zwei Zuschauer sitzen im Berliner Stadion an der alten Försterei. Wie lange das noch zugelassen ist, scheint angesichts steigender Infektionszahlen ungewiss. Foto: Andreas Gora/dpa

Christian Streich wippte unruhig hin und her, sein Blick war gesenkt, die Arme verschränkte er vor der Brust. Ein Gefühl des Unbehagens beschlich den Trainer des SC Freiburg, der gerade ein Bundesliga-Spiel mit 5000 Teilnehmern erlebt hatte. Doch nicht wegen der vielen Menschen im engen Stadion an der Alten Försterei wirkte er angespannt. „In diesem Tempo darf es mit den Infektionen nicht weitergehen“, sagte Streich nach dem Gastspiel bei Union Berlin sorgenvoll: „Sonst haben wir ein richtiges Problem.“ Eine Warnung. Ein Appell.

Testphase beendet

Die Angst vor dem erneuten Corona-Crash in der Fußball-Bundesliga – sie wächst. Man solle den Teufel nicht an die Wand malen, sagte Streich nach dem 1:1 (1:1), das beide Mannschaften sportlich kaum weiterbrachte. Doch: Die Befürchtung, dass große Teile der Saison bundesweit wieder ohne Zuschauer stattfinden, sei da: „Wir hoffen einfach, dass es durch die Disziplin der Menschen wieder weniger wird.“ Was gesamtgesellschaftlich gilt, ist auch der Wunsch des Profifußballs. Die sechswöchige Testphase der Politik bezüglich der Rückkehr der Fans in die Fußball-Stadien endete am Wochenende. Angesichts der sich verschärfenden Pandemie und stärkeren Einschränkungen im Alltag sind Bundesligaspiele wie am Samstag vor rund 4500 Fans in Berlin nur noch schwer zu vermitteln.

Dabei hatten jene, die gekommen waren, um Union anzufeuern, ihren Beitrag für einen Vertrauensvorschuss geleistet. Im Rahmen der Berliner Infektionsschutzverordnung galt eine strikte Maskenpflicht. Fangesänge und Sprechchöre waren untersagt – eine Maßgabe, an die sich die Anhänger ebenfalls hielten. Die Zuschauer beschränkten sich weitgehend auf kräftige nonverbale Unterstützung, sie klatschten und machten Lärm mit Rasseln, Tröten und Kochgeschirr. Nur beim Torjubel und vereinzelten Pfiffen ließ die Disziplin nach. „Das reine Klatschen kennt man so noch nicht, es ist ja sonst immer Gesang dabei. Aber in Zeiten von Corona lernen wir immer wieder etwas Neues kennen“, sagte Robert Andrich, der für Union den schnellen Ausgleich erzielt hatte. Streich fand die Kulisse „schön“, Union-Trainer Urs Fischer schwärmte von der guten Leistung seiner Mannschaft und der „tollen Stimmung.“

Unterschiedliche Regelungen

Die Gefahr, dass diese künftig auch in Berlin wieder fehlt, ist gegeben. In anderen Teilen des Landes sind Geisterspiele ohnehin längst traurige Norm. In München, Stuttgart, Bremen und Leverkusen waren die Fans am 5.?Spieltag ausgesperrt. In Dortmund erhielten immerhin 300 Zuschauer Einlass zum Revierderby, in Leipzig 999. In Wolfsburg waren dagegen sogar 6000 Personen zugelassen.

Was für die Fans ärgerlich ist, stellt die Vereine vor große wirtschaftliche Herausforderungen. Sven Mislintat, Sportdirektor beim VfB Stuttgart, malte unlängst ein düsteres Szenario. Es erscheine plötzlich vorstellbar, „dass es nicht nur sportliche, sondern auch wirtschaftliche Absteiger aus der Bundesliga geben könnte“, hatte er gesagt.

Das gilt es zu verhindern. „Es ist wichtig, dass wir uns an die Regeln und Bestimmungen halten“, sagte Fischer, „das gilt nicht nur für die Fußballer, sondern für alle Menschen.“ Er bleibe zuversichtlich, sagte der Schweizer, „wenn es anders kommen sollte, müssen wir das akzeptieren.“ sid

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Erstellt:
26.10.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 32sec
zuletzt aktualisiert: 26.10.2020, 06:00 Uhr

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