KusterdingenWankheim

Mühlstein

16.04.2019

Von Helmut Schulz, KusterdingenWankheim

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin kein Palmer-Freund und froh, nicht in Tübingen zu wohnen. Aber kein Mensch hat nur schlechte Seiten und keiner nur gute Seiten, nicht einmal Mutter Theresa oder Albert Schweitzer. Ob Herr Palmer sich als Held oder profilierungssüchtig aufgespielt oder nur menschlich reagiert oder gebrüllt oder sanft gesprochen oder unangebrachte Bemerkungen gemacht hat, ist hier völlig wurscht. Es war einzig und allein Erste Hilfe angesagt. Es gab nur einen einzigen Fehler, den man machen konnte, nämlich nichts zu tun.

Es drängt sich die Frage auf, wie die Menschen, die dabei waren und nichts unternahmen oder zwei Minuten zuwarten wollten, für den Rest ihres Lebens mit ihrer Schuld umgehen wollen.

Frau Hiller stimme ich zu (Leserbrief vom 13. April). Ihre schlimmen Erfahrungen resultieren eher aus brauner Nazipädagogik, und die wirkt bei uns allen nach – ob uns das passt oder nicht. Vor allem in der Beziehung ist unsere Vergangenheit noch lange nicht aufgearbeitet. Leider, liebe Frau Hiller, lassen Sie sich dazu verleiten, Herrn Palmer politisch ans Bein zu pinkeln. Das entwertet Ihren Beitrag ein wenig. Noch mehr muss man jedoch die Frage nach charakterlichen Defiziten bei Leuten stellen, die das Vorkommnis dazu benutzen, Wahlpropaganda zu machen.

Wie sagte der Typ vor 2000 Jahren: „Wer einen dieser Kleinen ärgert, dem wäre besser, ein Mühlstein würde um seinen Hals gehängt und er ersäuft im Meer, wo es am tiefsten ist.“ Nebenbei: Der Prophet Mohammed dachte ganz ähnlich.