Tischtennis-Damen überraschend im Finale

„Müde, aber glücklich“

Vier Stunden und viele bange Momente müssen die Tischtennis-Frauen überstehen, bis sie sensationell ihre erste Olympia-Medaille sicher haben.

16.08.2016

Von HANS ALBERS

Rio de Janeiro. Müde und abgekämpft, aber glücklich schlurften Petrissa Solja und ihre Teamkolleginnen aus der Tischtennis-Halle in Rio. Dass sie nach einem Wahnsinns-Spiel gegen Japan tatsächlich die allererste Olympia-Medaille der deutschen Frauen gewonnen haben, konnte Solja gar nicht richtig fassen. „Irgendwie kann man es glauben und irgendwie dann auch nicht. Das war emotionale Reizüberflutung“, sagte die 22-Jährige kopfschüttelnd. „Ich habe schon wirklich harte Spiele erlebt, aber das war mit Abstand das Krasseste.“

Vier Stunden dauerte das 3:2 im Marathon-Halbfinale gegen den Olympia-Zweiten von 2012. Vier Stunden, in denen die deutschen Tischtennis-Damen mehrmals vor dem Aus standen und sich immer wieder zurückkämpften. „Ich bin groggy, das Spiel war so hart. Das war immer ein Hoch und Runter“, sagte Solja. Und auch Deutschlands Nummer eins Han Ying, die schließlich den Matchball verwandelte, sagte: „Das ist so schlimm. So ein Gefühl möchte ich nicht noch einmal erleben.“

Und dabei war das emotionale Auf und Ab für die deutschen Damen mit dem verwandelten Matchball von Ying noch gar nicht vorbei. Weil der entscheidende letzte Ball auf der Kante des Tisches gelandet war, protestierten die Japanerinnen zunächst. „Es war das ganze Spiel über so, dass es Hochs und Tiefs gab. Das ist halt Olympia“, sagte Bundestrainerin Jie Schöpp später.

Die Olympia-Medaille ist der bislang größte Erfolg der deutschen Tischtennis-Frauen. An das Finale heute wollte im ersten Jubel noch niemand so wirklich denken. „Wir werden um jeden Ball kämpfen“, versprach Shan Xiaona. „Und das Olympia-Finale genießen.“ Solja sagte: „Wenn man im Finale ist, dann will man natürlich auch Gold gewinnen. Das ist so ein Spiel, das man wirklich genießen kann.“

Schon gegen die an Position zwei gesetzten Japanerinnen mussten alle drei deutschen Spielerinnen bis an ihre Leistungsgrenze gehen. Die aus Rheinland-Pfalz stammende Petrissa Solja hatte direkt ihr erstes Einzel und das Doppel mit Xiaona gewonnen und konnte die entscheidenden letzten Partien nur noch mit angespannter Miene von der Bank aus verfolgen.

Die deutschen Männer kämpfen dagegen nur um Bronze. Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Bastian Steger verloren gestern im Halbfinale gegen Japan mit 1:3. Im Spiel um Platz drei morgen hat die deutsche Mannschaft jedoch eine weitere Möglichkeit, bereits ihre dritte olympische Team-Medaille in Serie zu holen.

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Erstellt:
16.08.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 11sec
zuletzt aktualisiert: 16.08.2016, 06:00 Uhr

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