Eishockey

Moritz Seider zieht das große Los

Noch nie fiel beim NHL-Draft die Wahl auf einen deutschen Verteidiger so früh wie in diesem Jahr.

24.06.2019

Von TGO

Moritz Seider zieht zum ersten Mal das Detroit-Trikot an. Foto: Derek Cain/Imago

Moritz Seider zieht zum ersten Mal das Detroit-Trikot an. Foto: Derek Cain/Imago

Vancouver. Dieser einmalige Moment seiner Eishockey-Karriere überwältigte Moritz Seider. All seine Erwartungen wurden beim NHL-Draft übertroffen, seine Abgeklärtheit war verschwunden.

Dass der Verteidiger der Adler Mannheim und WM-Debütant vom Mai in der ersten Runde der jährlichen Talenteziehung der Nordamerika-Liga gewählt werden würde, galt als sicher. Dass sich aber bereits an sechster Stelle die Detroit Red Wings für das momentan größte deutsche Eishockey-Talent entschieden, verblüffte. „Ich war völlig überrascht und total geschockt“, sagte der 18-jährige Seider.

Als sein Name aufgerufen wurde, weiteten sich seine Augen, seine Lippen spitzten sich zu, Seider schlug die Hände vors Gesicht. „Ich war total fassungslos. Mein ganzer Körper hat gezittert“ beschrieb der Teenager den Moment im kanadischen Vancouver.

Kein deutscher Verteidiger wurde bislang so hoch eingestuft wie Seider. Nur Ausnahmestürmer Leon Draisaitl wurde als deutscher Eishockeyspieler beim Draft früher ausgewählt. 2014 sicherten sich die Edmonton Oilers an dritter Stelle die Rechte an ihm, Draisaitl ist mittlerweile zu einem NHL-Star gereift. Der einstige Torhüter Olaf Kölzig war 1989 an 19. Position gezogen worden. Auf den Olympia-Zweiten Marcel Goc fiel 2001 an 20. Position die Wahl, Sturm war 21. im Jahr 1996.„Es hat einen Riesenhype ausgelöst. Das Handy hat nicht still gestanden“, erzählte Seider.

Seine Eltern hatten sich einst dafür entschieden, ihre Jobs in Erfurt aufzugeben und für ihren Sohn nach Mannheim zu ziehen. In der Nachwuchsschmiede der Adler wuchs Seider heran. In seiner ersten Saison in der Deutschen Eishockey-Liga entwickelte er sich beim Meister zum Leistungsträger. Bei der WM in der Slowakei trat der jüngste deutsche Teilnehmer als bester Verteidiger seines Teams auf und zog noch mal verstärkt das Interesse der NHL-Teams auf sich.

Bis Freitag wird der 18-Jährige nun am Trainingscamp in Detroit teilnehmen, am kommenden Samstag fliegt er zurück nach Mannheim. Ob er sich schon zur kommenden Saison nach Nordamerika verabschiedet, ist noch ungewiss. dpa