Entschleunigung und ihre Folgen

Mora mora – nô net hudla auf madagassisch

Eigentlich sollten an dieser Stelle nur Kommentare und Glossen stehen, die einen direkten Lokalbezug haben. Urlaubserinnerungen – und seien sie noch so schön – finden also nur ins Blatt, weil man in der Ferne jemanden trifft, der aus Reutlingen stammt oder man Bekanntschaften macht, die die Achalmstadt gar nicht oder nur kennen, weil eine überregional bekannte Schnäppchenstadt in der Nähe liegt.

13.09.2017

Von Uschi Kurz

Nichts von alledem haben wir unlängst bei unserem Urlaub auf Madagaskar erlebt. Aber wir haben eine entschleunigte Lebensweise erlebt, die würde bisweilen auch hierzulande nicht schaden.

Was man sich getrost abschminken darf, bei allem was man unternehmen und organisieren möchte, ist unsere mitteleuropäische Ungeduld. Obwohl zumindest in den Städten auf den verstopften Straßen bisweilen eine noch größere Hektik herrscht, als bei uns, gilt doch immer und überall: „Mora mora“, was so viel bedeutet wie „immer mit der Ruhe“ oder „No net hudla.“

„Mora mora“ war schon bei der Einreise gefragt, als die wenigen Touristen auf dem Flughafen einer zusätzlichen Kontrolle unterzogen wurden. An einem kleinen Schalter saßen mehrere Mitarbeiter/innen von denen jede(r) die Pässe gründlich in Augenschein nahm. Dann landeten die sie auf einem Stapel und es hieß warten. Irgendwann kam dann der Chef, studierte noch einmal gründlich jeden Ausweis, setzte einen Haken darunter und teilte sie wieder aus. Bei der Gepäckausgabe ging die Warterei weiter, weil immer wieder der Strom ausfiel. Aber da hatten wir uns bereits ein wenig akklimatisiert: „mora, mora“.

Auch die späteren Ausflüge übers Land gestalteten sich wunderbar entschleunigt, ganz einfach weil unsere Fahrer aufgrund der zahlreichen Schlaglöcher trotz Allradantriebs oft nicht schneller als Schritttempo fahren konnten. Angekommen sind wir gleichwohl immer und bei den Wanderungen durch den Urwald konnten wir feststellen, dass auch manchen tierischen Bewohner diese madagassische Eigenschaft nicht fremd ist. Der bildhübsche Lemur, ein schwarzweißer Vari, beherrscht dieses Prinzip perfekt.

Leider hatte uns die Hektik nach dem Urlaub rasch wieder am Wickel. Als ich gestern voller Ungeduld von einem Termin zurückkam und wieder einmal in der Reutlinger Oststadt im Stau stand, habe ich mir etwas mehr „mora, mora“ gewünscht. In diesem Sinne: „no net hudla“.

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Erstellt:
13.09.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 55sec
zuletzt aktualisiert: 13.09.2017, 01:00 Uhr

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