4000 Besucher kamen zum Open-Air-Festival

Mössinger U & D: Entspannt feiern bis nachts

Das 33. Mössinger Umsonst & Draußen war am Wochenende eine echter Magnet für alle jungen Steinlächtäler – und zudem ein wahres Familienfest.

31.07.2017

Von Michael Sturm

Umsonst & Draußen auf dem Hegwiesen-Sportplatz in Mössingen – in den letzten Jahren hieß dies meist: perfektes Wetter! So auch am Wochenende: An beiden Tagen kamen geschätzte 4000 Besucher aller Altersklassen. Sie ließen sich bereits nachmittags an den Biertischen nieder oder legten Decken auf den Rasen, auf denen mindestens eine Familie Platz hatte.

Bis Sonnenuntergang tollten auch zahlreiche Kinder herum. So wurde das Festival zu einem wundervoll friedlichen Fest – bei dem es auch Musik gab: Auf dem Gelände fanden sich immer Ecken, in denen man sich gut unterhalten konnte und die Musik im Hintergrund zu hören war.

„Für Metaler isch‘s okee.“

Immerhin gab es zwei Bühnen und da gab es Vieles für die verschiedenen Geschmäcker. Im Zelt ging es meist etwas zackiger zur Sache als auf der Hauptbühne im Freien. The Recalls beschallten das Zeltinnere ab am Freitagabend mit Retro-Rock samt entsprechenden Frisuren und Instrumenten. Großartig! Zuvor waren The Great Hollow aus Balingen und die Tübinger Voidcrew etwas für die Metal-Möger unter den Besuchern. Erstere fand etwa der Mössinger Horst Leipp „etwas verschwommen, kein Rhythmus“. Die Voidcrew ließ es ordentlich kesseln, bestand den Test und bekam von Leipp ein lupenrein schwäbisches Kompliment: „Für Metaler isch‘s okee.“

Zwischendurch war Leipp mit seiner Frau Regina an der Hauptbühne, als die Ambient-Rock-Band Rigna Folk aus Ulm spielte. Die klangen, für Regina Leipp zumindest, ein wenig nach Depeche Mode. Ihr gefiel’s: „Musik, die man versteht. Man kann schön mitgehen und tanzen.“ Depeches Sänger Dave Gahan war zudem wohl ein Vorbild für Tony Costello, den Sänger der Tijuana Bibles aus Glasgow: Die vier Schotten brauchten am Freitagabend ein bisschen, dann entwickelte ihr bluesiger Rock auf der Hauptbühne Sogkraft.

Die nachfolgenden „La Fanfarria del Capitán“ hatten eine andere Spannung und passten nicht ganz zur Band davor. Dennoch gewann die bunte Band aus Buenos Aires mit ihrer schwer an Balkan-Polka-Pop erinnernden Musik viele Sympathien.

Zuviel parfümierte Luft

Samstagabend. Pause auf der Hauptbühne. Also erstmal zu den akustisch rockenden Malum Persicum ins Zelt – und gleich wieder rückwärts raus: zu viel parfümierte Luft für einen heißen Tag. Aber auch von draußen einfach mitreißend. Vorher hatte bereits die junge Singer/Songwriterin Polly Paulin auf der Hauptbühne überzeugt.

I Am Korny ging danach in ein Ohr rein und durch das andere wieder hinaus. IZE aus Mannheim gedachten den Mössingern, den Funk näher zu bringen. Die Absolventen der Pop-Akademie spielten sauber, brachten sogar eine an Motown erinnernde Choreografie an. Aber irgendwie hätte es ihnen auch ganz gut getan, die Bremsen zu lösen und auch mal ein bisschen dreckig abzugehen.

Dennoch: Sie waren perfekt als Anwärmer für die nachfolgenden Österreicher Eugene the Cat. Die wiederum zeigten, wie man das Anregende des Swing am besten mit elektronischer Diskomusik verbindet: dynamische Drums, eine funky Gitarre, ein fiebriger Bläsersatz aus Saxophon und Trompete und die satt schmatzenden Bässe aus Philipp Stembergers Keyboard. Dazu die wundervolle Sängerin Carolina Putz-Campos, die nicht nur durch ihr goldenes Bauchfrei-Top alle Blicke auf sich zog: Ihre Energie und der offensichtliche Spaß, den sie mit Band und Publikum hatte, übertrug sich auf Alle, die vor der Bühne standen.

Toll, dass es die Schlägerei wieder gibt, eine lokale Trommelformation, wie sie es der Mannheimer Trommelpalast schon vor Jahren vormachte: Hier werden Kinder und Erwachsene in die Welt der Perkussion eingeführt, üben zusammen und treten zusammen auf. Sie bekamen viel Applaus für ihre Einlage am Samstag vor der Hauptbühne.

Leckere Drinks ohne Alkohol

Teenies und ihre Eltern mehr oder weniger gemeinsam auf einem Festival – wo gibt es das sonst? Es mag ein wenig daran gelegen haben, dass der Leiter der Mössinger Jugendpflege, Thomas Häußler, wieder die Trinkbar des Kreisjugendrings nach Mössingen geholt hatte: An dieser Bar werden ausschließlich alkoholfreie Drinks von Teenagern gemixt und ausgeschenkt.

So wurde diese Altersschicht effizient eingebunden. Auch als Kundschaft. Lea Arlinghaus aus Ofterdingen bestellte einen Ipanema, der äußerlich einem Caipirinha ähnelte. Irgendwelche geschmacklichen Unterschiede? „Keine Ahnung. Damit kenne ich mich nicht aus“, sagte die 15-Jährige. Vorbildlich!