Tübingen · Masken

Maske zum Basteln: Mode in Zeiten von Corona

Die Produktdesignerin Eleonore Hochmuth hat eine Selberbastel-Maske entworfen. Sie bietet so viel und so wenig Schutz wie Stoffe. Ist aber schöner.

05.04.2020

Von Peter Ertle

Variante mit leicht hochgeklapptem Visier: Ist das nicht ungemein praktisch und noch dazu sehr cool? Eleonore Hochmuth trinkt. Bild: Hochmuth

Variante mit leicht hochgeklapptem Visier: Ist das nicht ungemein praktisch und noch dazu sehr cool? Eleonore Hochmuth trinkt. Bild: Hochmuth

In ihrem Tübinger Studio entwirft sie so modische wie praktische Tragetaschen, Tesaabroller oder Hühnerhäuser. Und so eigene Kreationen wie einen metallischen Adventskranz. Der nicht nur garantiert nicht nadelt. Sondern auch Kunst am Bau – nein, vielmehr Kunst im Haus ist. Was gebraucht wird und gleichzeitig schön sein soll ist schon immer Thema der Produktdesignerin Eleonore Hochmuth gewesen.

Zurückhaltend, extravagant

Und was wird momentan gebraucht? Genau. Eleonore Hochmuth hat nun einen so modischen wie praktischen wie auf den ersten Blick kuriosen Mundschutz entworfen. Der wahrscheinlich nur Konjunktur hat, solange es nicht genug Masken gibt. Und überhaupt nur von den Menschen getragen werden wird, die ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein mit einem gewissen Sinn für Mode verbinden, nennen wir es: Extravaganz. Und sprechen wir von: Schönheit. Und räumen wir ein, dass der Aspekt der Komik dabei nicht zu kurz kommt. Aber das ist vermutlich nur eine Frage der Gewohnheit. Denn der Hochmuthsche Gesichtsschutz ist eigentlich durch seine Transparenz viel zurückhaltender als diese Stoffmasken, die sich jetzt alle nähen. Und sind diese Verhüllungen nicht furchtbar? Sie helfen ja auch nicht sicher vor Ansteckung. Die sicheren Masken, an denen leider Mangel herrscht, sind aus gutem Grund den Kliniken vorbehalten. Das andere Zeug reduziert allenfalls das Risiko etwas. Vor allem senkt es das Risiko, andere durch Tröpfchen anzustecken.

Geht ganz schnell, jeder kann es. Bild: Hochmuth

Geht ganz schnell, jeder kann es. Bild: Hochmuth

Das nun leistet Eleonore Hochmuths Kreation auch, wie sie aus Korrespondenz mit verschiedenen Fachärzten weiß, die ihr alle versicherten: Dass der von ihr entworfene Mundschutz keine Sicherheit bietet. Aber nützt. So viel wie die Folien, die zur Zeit zwischen Kassierern und Kunden aufgestellt werden. Das macht schon Sinn. Als Tröpfchenschutz. Es geht schlicht um eine einfache , schöne Alternative, eine Notlösung, wenn man keine FFP2 Maske und keine Schutzbrille hat.

Ob die Industrie ihr Modell aufgreift und produziert? Es müsste ja schnell gehen! Und da Notlage ist und es auch eine einfache, fast nichts kostende Selberbauvariante gibt, die statt eines festen Visiers mit Kopierfolie arbeitet (an Kopierfolien herrscht kein Mangel), sollen das gerne alle basteln, findet die Produktentwicklerin. Man braucht nur (siehe Abbildung oben):

1 A4 Kopierfolie

2 Löcher für kurze oder lange Variante, unten offen

4 Löcher, lange Variante zum unten zubinden (zum Beispiel bei Wind) mit oder ohne Klebebandverstärkung gegen mögliches Einreißen der Folie beim Lochen (ist der Designerin aber nicht passiert, hängt vielleicht auch von der Dicke der Folie ab)

Fertig.

Leicht, transparent – und mal ein positives Accessoire für den Menschen in seiner eigenen Blase.Bild: Hochmuth

Leicht, transparent – und mal ein positives Accessoire für den Menschen in seiner eigenen Blase.Bild: Hochmuth

Kann über jede Art von Brillen und anderen Masken (auch Stoffmasken) zusätzlich getragen und anschließend auch abgewaschen werden. Die Folie geht sehr weit und auch eng (weil man sich den Faden ja direkt um den Kopf bindet, damit liegt er eng an) um das Gesicht herum, auch seitlich, wenn man die Folie breit zieht (Gardinenprinzip). Und auch unter der langen Variante kann man noch gut atmen.

Verantwortung, Schönheit

Witzig und elegant ist das, das ganze Gesicht bleibt frei. Von Menschen, die auf Schminke nicht verzichten können ist die begeisterte Resonanz bisher am größten. „Make up an der Stoffmaske ist ja genauso unschön wie Lippenstift am Glas“, sagt Hochmuth.

Der Gedanke des „eleganten Abstandshalters“ ist der Designerin dabei sehr wichtig. Erinnert einen die Folie doch automatisch ans Abstandhalten und damit an die Gesamtsituation. Und das auf eine sehr leichte, unkomplizierte Art und Weise: egal was die Folie kann oder nicht kann, sie ist in jedem Fall ein Statement. Für Verantwortung und Schönheit in einem. Man schwitzt nicht darunter, sie beschlägt nicht und sie ist abwaschbar.

Eleonore Hochmuth trägt jetzt selbst so eine Maske, wenn sie das Haus verlässt. Die einen staunen sie an, grinsen und suchen das Gespräch. Die anderen schauen erschrocken und halten einen großen Sicherheitsabstand weil sie sie für eine hochinfizierte Person halten. Das ist ihr im Moment beides recht.

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Erstellt:
05.04.2020, 10:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 05.04.2020, 10:00 Uhr

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