In andere Rollen schlüpfen

Mittwoch im TV: Amin Yasin spielt in der ARD-Produktion „Brüder“ mit

Berufswunsch? Der Tübinger Amin Yasin (13) will Schauspieler werden. In einer Nebenrolle der ARD-Produktion „Brüder“ macht er die ersten Schritte.

22.11.2017

Von Michael Frammelsberger

Der 13-jährige Amin Yasin aus Tübingen spielt im ARD-Zweiteiler „Brüder“ einen syrischen Jungen.Bild: Metz

Der 13-jährige Amin Yasin aus Tübingen spielt im ARD-Zweiteiler „Brüder“ einen syrischen Jungen.Bild: Metz

Schauspieler ist ein Beruf, von dem viele Jugendliche träumen. Doch wenige schaffen es wie Amin Yasin wirklich ins Fernsehen. „Am Anfang haben wir gedacht, dass sei nur so eine Idee, die wieder weggeht“, erzählt seine Mutter Katharina Kilian-Yasin. „Nachdem Amin und seine Schwester uns aber ein Jahr lang immer wieder gefragt haben, wie das geht, haben wir uns informiert.“ Sie meldete ihre Kinder bei einer Schauspielagentur an. Die erstellte eine Sedcard mit verschiedenen Bildern, auf die Produzenten, die auf der Suche nach Darstellern sind, zugreifen können.

Faszination Abwechslung

Die beiden Geschwister bekamen schnell eine kleine Komparsenrolle in einem Stuttgarter „Tatort“. Amin hat nun im ARD-Zweiteiler „Brüder“ seine erste kleine Sprechrolle bekommen – und die mit arabischen Text. Die Sprache beherrscht der Gymnasiast dank seines Vaters, einem Palästinenser aus Israel. „Brüder“ handelt von einem geflüchteten syrischen Arzt und dessen deutschem Mitbewohner. Dieser tritt zum Salafismus über und reist ins Kriegsgebiet. Amin spielt den noch in Syrien lebenden kleinen Bruder des Arztes.

„Ich habe viele Filme mit Kindern gesehen, zum Beispiel ‚Fack ju Göthe‘“, erzählt Amin. „Das wollte ich auch machen.“ Sein großes Vorbild ist Johnny Depp, „weil der es immer wieder schafft, sich in ganz neue Rollen zu versetzen.“ Gerade diese Abwechslung ist für den 13-Jährigen das Faszinierende als Schauspieler.

Der Dreh von „Brüder“ war für Amin nun eine neue Erfahrung. Fünf Tage war er bei den Aufnahmen in Stuttgart dabei, zwei Tage in Marrakesch in Marokko. Lampenfieber hatte er keins. „Am Anfang hatte ich schon Angst davor, etwas falsch zu machen, aber alle waren sehr nett und ich habe mich direkt wohl gefühlt“, erzählt er. Außerdem werde vor der Aufzeichnung jede Szene vier Mal geprobt, dass sorge für eine gewisse Routine. Dazu kann bei einem Fehler die Aufnahme einfach wiederholt werden. „Der Regisseur erläutert immer genau, was in der Szene passiert“, sagt der Jungschauspieler. „Dann habe ich mir überlegt, wie ich mich wohl in der Situation fühlen würde und habe versucht, dass darzustellen.“

Der Dreh in Marrakesch war für Amin aufregend. „Ich war noch nie in Afrika, vor allem die Wüste war sehr beeindruckend,“ erzählt er. 42 Grad sorge für zusätzlichen Stress bei den Filmmitarbeitern, außerdem stand das Team in Marokko mehr unter Zeitdruck.

Konzentration auf die Rolle

Eine Szene mit einer Bombenexplosion konnte nur einmal gedreht werden. „Da hat man schon ein wenig Angst, etwas falsch zu machen.“ Nach Marrakesch wurde Amin von seiner Mutter begleitet, bei den Dreharbeiten in Deutschland stand ihm ein spezieller Kindercoach zur Seite.

Die Geschichte von „Brüder“ und seine Rolle stimmt Amin manchmal etwas nachdenklich. „Ich kann mich gut in den kleinen Jungen reinversetzen“, sagt er. In den Nachrichten höre man immer nur, dass in Syrien Krieg sei. Durch die Dreharbeiten könne er sich nun besser vorstellen, was für Auswirkungen auf das tägliche Leben die regelmäßigen Anschläge und Angriffe haben.

Ganz gesehen hat der 13-Jährige den zweiteiligen Film aber nicht. „Vor allem der zweite Teil ist zu brutal“, sagt seine Mutter Katharina Kilian-Yasin. Amin findet es aber gar nicht so schlimm, dass er nur Teile der Handlung kennt. „So kann ich mich mehr auf die Geschichte des kleinen Jungen konzentrieren“, sagt er.

Auch in Zukunft will Amin weiter bei Filmen mitspielen. „Es macht Spaß, mit professionellen Schauspielern zu drehen“, sagt er. Jede Rolle kommt für ihn aber nicht in Frage, die Figur darf ihm „nicht zuwider sein“. Und für die Zukunft kann er sich auch einen anderen Beruf vorstellen, Techniker oder Pilot etwa. „Jetzt muss ich erstmal mit der Schule fertig werden, und dann schauen wir, was kommt.“

„Brüder“ läuft am Mittwoch

Beide Teile von „Brüder“ werden am Mittwochabend im Ersten gezeigt. Teil 1 beginnt um 20.15 Uhr.Um 23.45 Uhr gibt es in der Dokumentation „Sebastian wird Salafist“ weitere Informationen zum Thema.