Corona

Mittel gegen die vierte Welle

Die Rufe nach Quarantäne für Einreisende aus Regionen mit der Delta-Variante werden lauter. Bei Flugreisenden stehen strengere Kontrollen bevor.

29.06.2021

Von Michael Gabel

Coronatest: Auch in Südafrika breitet sich die Deltavariante stark aus. Foto: Emmanuel Croset/afp

Coronatest: Auch in Südafrika breitet sich die Deltavariante stark aus. Foto: Emmanuel Croset/afp

Die Delta-Variante des Coronavirus breitet sich auch in Deutschland aus. Das führt zu Diskussionen, was Einreisekontrollen, Stornierungsmöglichkeiten oder das Impfen von Kindern betrifft. Die wichtigsten Antworten und Fragen.

Auf welche Kontrollen bei der Rückreise müssen sich Urlauber gefasst machen? Bund und Länder haben sich am Montag nicht darauf einigen können, Flugreisende strenger auf die für sie obligatorischen Coronatests kontrollieren zu lassen. Zuvor hatte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), gesagt, die bisherigen Stichproben reichten angesichts der drohenden vierten Corona-Welle nicht aus. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) betonte, dass bei Einreisen aus Risikogebieten ein Antigen-Test nicht reichen dürfe. Stattdessen sollten alle nicht geimpften Reiserückkehrer aus Risikogebieten grundsätzlich in Quarantäne, aus der man sich erst nach fünf Tagen freitesten könne. Auch werden vorerst keine stationären Grenzkontrollen kommen. Das lehne sie ab, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Wie sieht es bei der Rückreise aus Virusvariantengebieten wie Portugal aus? Wer aus einem als Virusvariantengebiet eingestuften Land wie Großbritannien, Indien, Brasilien oder Portugal nach Deutschland zurückreist, muss 14 Tage in Quarantäne, aus der man sich nicht freitesten kann. Dies gilt auch für Geimpfte und Genesene. Hunderte deutsche Portugal-Urlauber sind deshalb nach Angaben des Reiseanbieters Olimar aufgrund der veränderten Lage in den vergangenen Tagen vorzeitig aus dem Land zurückgekehrt. So umgehen sie die Quarantänepflicht, die für Portugal-Urlauber an diesem Dienstag in Kraft tritt.

Kann man seinen zum Beispiel in Portugal geplanten Urlaub jetzt kostenlos stornieren? Das Robert-Koch-Institut hat Portugal als Virusvariantengebiet eingestuft. Daher gilt ab dem 29. Juni 2021 eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für ganz Portugal. Eine Reisewarnung ist ein starkes Indiz für das Vorliegen der Voraussetzungen für eine kostenlose Stornierung bei Pauschalreisen. Doch der Teufel steckt im Detail. Laut dem Reiserechtsexperten der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Jan Philipp Stupnanek, wird es mit kostenlosen Stornierungen zum Beispiel dann schwierig, wenn das Urlaubsland schon bei der Buchung als Risikogebiet eingestuft war. Noch seien in diesem Zusammenhang aber noch viele juristische Fragen zu klären.

Können die unterschiedlichen Virusvarianten auch den Urlaub in weiteren Ländern erschweren? Ja. Außer in den Ländern Großbritannien und Portugal sind hochansteckende Virusvarianten auch beispielsweise in Russland, Brasilien und Südafrika auf dem Vormarsch. In Israel und Australien nehmen die Infiziertenzahlen ebenfalls zu.

Dürfen Portugiesen und Briten derzeit frei in der EU reisen? Das ist von EU-Staat zu EU-Staat unterschiedlich. In Deutschland müssen sich Portugiesen und Briten nach der Einreise in eine vierzehntägige Quarantäne begeben, auch wenn sie geimpft oder genesen sind. In anderen Regionen der EU wie der spanischen Balearengruppe gilt das nicht. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte, es sei „komplett unverständlich, warum es keine harten, EU-weiten Einreisebeschränkungen“ für Reisende beispielsweise aus Großbritannien gebe.

Wie schnell breitet sich die Delta-Variante in Deutschland aus? Derzeit liegt der Anteil bei rund 30 Prozent. Der Immunologe Carsten Watzl rechnet damit, dass die Deltavariante „noch im Juli“ die vorherrschende Variante in Deutschland sein werde.

Was muss außer stärkeren Kontrollen noch geschehen, um die vierte Corona-Welle zumindest hinauszuzögern? SPD-Politiker Lauterbach hält es für wichtig, verstärkt auch Kinder zu impfen und fordert deshalb die Ständige Impfkommission auf, ihre eingeschränkte Empfehlung für die Impfung von Kindern zu überdenken.

Drei Risikostufen

Einfache Risikogebiete sind Staaten und Regionen, in denen es in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100 000 Einwohner gab. Als einfache Risikogebiete gelten unter anderem die Türkei, Marokko, Andorra sowie Teile Irlands und Schwedens. Die meisten EU-Staaten befinden sich nicht mehr darunter.

Hochinzidenzgebiete wie Ägypten und Argentinien sind Risikogebiete mit besonders hohen Fallzahlen. Entscheidendes Kriterium ist, ob es in den letzten sieben Tagen mehr als 200 Neuinfizierte pro 100 000 Einwohner gab.

Als Virusvariantengebiete gelten Regionen oder Staaten, wenn dort eine Virusvariante gehäuft auftritt – wie etwa in Portugal.