Tübingen

Mit einem kritischen Ferienmusical um die Welt

Fantasie und schauspielerisches Können brachten am Samstagnachmittag 22 Mädchen und fünf Jungs in den vollbesetzten Saal des Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI).

17.06.2019

Von mob

Mit einem kritischen Ferienmusical um die Welt

Eine Stunde lang zeigten die Kinder und Jugendlichen, wie sie an viereinhalb Probentagen im „Musical Theater Camp“ zu singen, zu tanzen und in englischer Sprache zu improvisieren gelernt hatten. Fünf Disney-Filme dienten der Theater- und Tanzpädagogin Verena Keller als Grundlage, doch ließ sie auch kulturkritische Töne einfließen. So zappten sich drei Mädchen bei ihrem einstündigen fiktiven Fernsehabend durch „A journey through the continents“, knabberten Popcorn und kommentierten die wild wechselnden Filminhalte, welchen die Kinder mit etwa 200 Kostümen Leben einhauchten. Den „Mangel an fetten Prinzessinnen“ bemängelte Silke Reblinsky beispielsweise nach einigen Markt- und Verfolgungsszenen aus „Aladdin“. Kein Wunder sei es, dass es so viele Zwölfjährige mit Essstörungen gebe. Auch die Filmfiguren wandten sich teils gegen ihre vorgeschriebenen Rollen. Der blau gekleidete Flaschengeist stellte sich als „Christa“ vor, warf nach zwei Wünschen Aladdins genervt das Handtuch und wollte eine Gewerkschaft gründen. Das gab Stoff zum Nachdenken: Eine Handvoll Popcorn später bekamen die Filmguckerinnen Lucy Schulz und Theresa Graeßner noch Überlegungen zu festgefahrenen Geschlechterbildern zu hören und den medienbedingten Niedergang des eigenen Denkens. / Bild: Uli Rippmann