Reisefilm

Mit dem Rad Richtung Baikalsee

Der Tübinger Heinrich Kern war vier Monate mit Rad und Kamera Richtung Baikalsee unterwegs. Nun stellt er seinen Film „Bei Bären klingeln“ im Tübinger Kino Museum vor.

08.05.2018

Von Madeleine Wegner

Gleich wird aufgetischt, Towaritsch: Heinrich Kern (rotes Hemd) inmitten der harten Jungs vom Baikalsee.Bild: Kern

Gleich wird aufgetischt, Towaritsch: Heinrich Kern (rotes Hemd) inmitten der harten Jungs vom Baikalsee.Bild: Kern

Heinrich Kerns Radreise beeindruckt allein schon durch die Fakten: 127 Tage, 8704 Kilometer und sechs Zeitzonen. Nun gibt es zu den Zahlen auch einen Film. Während der begeisterte Tübinger Radler im Sommer 2016 von Süddeutschland bis an den sibirischen Baikalsee fuhr, hatte er eine Videokamera dabei. Entstanden ist daraus ein 100-minütiger Dokumentarfilm über Kerns Russland-Reise. Er feiert am morgigen Mittwoch im Tübinger Museum Premiere.

Von seiner Heimatstadt Tübingen aus machte sich der Radsportler am Ostersonntag 2016 auf den Weg. Für die Reise hatte er sein Masterstudium Elektrische Energiesysteme und Elektromobilität an der Hochschule Ulm für ein Urlaubssemester unterbrochen. Mittlerweile arbeitet der 32-Jährige als Ingenieur bei einer Tübinger Firma, die Bremssysteme für E-Bikes entwickelt.

Nach einem holperigen Start – in den ersten Tagen machte Kern seine Achilles-Sehne zu schaffen – ging es zügig voran: Bis zu 130 Kilometer fuhr er täglich. Und das, obwohl es in Russland nur wenige asphaltierte Straßen gibt. Auf manchen staubigen oder schlammigen Pisten sei es gar einfacher gewesen, abseits des Wegs zu fahren.

Zunächst durchquerte Kern mit dem Rad Polen, das er als „flach und eintönig“ empfand und auf der Durchfahrt auch kaum Kontakt zu den Menschen hatte. In Weißrussland hingegen habe er sich „wie 20 Jahre in der Zeit zurückgesetzt“ gefühlt.

Zwei Semester lang hatte der Student zuvor Russisch gelernt. Das reichte aus, um sich zumindest etwas verständigen zu können. Auf seiner Reise lernte Kern so einige Menschen kennen, besonders die Gastfreundschaft habe ihn beeindruckt. So haben ihn ein paar Bauarbeiter am Baikalsee spontan zum Mittagessen eingeladen. Auch über ein Internet-Portal für Radfahrer fand er immer mal wieder eine Übernachtungsmöglichkeit und neue Bekannte. Meistens übernachtete er im Zelt, das er im Gepäck dabei hatte. Zur Erholung nahm er sich etwa alle zwei Wochen ein Hotelzimmer.

In Kasimov, einer Stadt in der Provinz, schaffte er es sogar ins Fernsehen. Der lokale TV-Sender machte gleich ein mehrminütiges Interview mit ihm. „Touristen sind hier eine absolute Rarität“, sagt Kern. So muss es ein großer Zufall gewesen sein, dass er auf seiner Reise einen Radfahrer aus Berlin traf, der auf dem Weg nach Neu-Delhi war. Fünf Tage waren sie gemeinsam unterwegs, bis sich ihre Wege wieder trennten.

In den vier Monaten fuhr Kern durch die südwestrussische Stadt Engels, wo Juri Gagarin nach seinem Weltraumflug 1961 landete, er machte einen Abstecher nach Kasachstan, fuhr hunderte Kilometer durch Steppe und erlebte die Schönheit und Einsamkeit der Taiga – bis er schließlich nach vier Monaten sein Ziel, den Baikalsee erreichte.

An der ein oder anderen Stelle hätte es dem 100-Minüter sicher gut getan, das Material etwas zu straffen. So ist Kerns Film in erster Linie ein persönlicher – und vor allem durch die Musik manchmal gar pathetischer – Blick auf die Länder, Landschaften, Städte und Menschen, die er in den vier Monaten erlebt hat.

Morgen in Tübingen, später in Rottenburg

Der Film „Bei Bären klingeln – Mit dem Rad durch Russland“ feiert am Mittwoch, 9. Mai, 20 Uhr, im Tübinger Kino Museum Premiere. Filmemacher und Radfahrer Heinrich Kern wird anwesend sein. Außerdem wird der Geopolitik-Analyst und Initiator der „Druschba-Friedensfahrt“ Dr. Rainer Rothfuss ein Grußwort sprechen. Weitere Filmvorführungen gibt es im Rottenburger Kino Waldhorn am Montag, 21. Mai, 20 Uhr (mit Filmgespräch) sowie am 22. und 23. Mai jeweils 18 Uhr. Weitere Infos unter www.bike-russia.de.

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Erstellt:
08.05.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec
zuletzt aktualisiert: 08.05.2018, 01:00 Uhr

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