Tübingen · Premiere

Mit Rap gegen Rassismus

Im Club Voltaire präsentierte die aktivistische Gruppe „Black Visions and Voices“ ihr Musikvideo „Warum Schwarze so gut Basketball spielen“.

11.11.2019

Von Anja Throm

Raoul, gespielt von Malcolm Ebgalyelo, beim Basketballtraining. Screenshot

Raoul, gespielt von Malcolm Ebgalyelo, beim Basketballtraining. Screenshot

Eine Gruppe schwarzer, junger Frauen und Männer will in einen Club, doch der Türsteher schickt sie weg. Niemand spricht es aus, doch der Grund ist ziemlich offensichtlich: Rassismus. Denn direkt im Anschluss wird eine Gruppe weißer Männer vom selben Türsteher ohne Probleme durchgelassen.

Das ist eine Szene aus dem Musikvideo „Warum Schwarze so gut Basketball spielen“ der aktivistischen Gruppe „Black Visions and Voices“, das am Sonntag im Club Voltaire in Tübingen erstmalig gezeigt wurde. Die rund 50 Frauen und Männer der Tübinger Gruppe möchten damit auf ihre alltäglichen Erfahrungen mit Rassismus aufmerksam machen. Die Resonanz der um die 100 Besucher war sehr positiv. Eine Zuschauerin bedankte sich, mit diesem Video ein Dokument zu haben, mit dem sie anderen ihre Probleme im alltäglichen Miteinander verdeutlichen könne.

2017 gründete N`Zinga Santiago zusammen mit zwei Freundinnen „Black Visions and Voices“. „Zunächst wollten wir nur eine Möglichkeit bieten, dass sich dunkelhäutige Menschen in Tübingen mit anderen austauschen können und eine Gemeinschaft bilden, daraus entwickelte sich dann aber relativ schnell eine Empowerment-Bewegung,“ so Santiago. „Empowerment bedeutet dabei für mich, dass wir Minderheiten sichtbar machen wollen und uns für ihre Rechte einsetzen.“ Teilweise handelt es sich bei den Mitgliedern um Studierende, die auch in Deutschland geboren und aufgewachsen sind und dennoch immer wieder die Frage beantworten müssen, woher sie kommen. Passend dazu heißt es in dem Rapsong unteranderem auch: „Fremd im eigenen Land.“

Bei einem ihrer monatlichen Treffen im Sommer 2018 sei ihnen die Idee gekommen, zu zeigen, was es heißt, schwarz in Tübingen zu sein. Inspiriert von dem Lied „This is America“ von Donald Glover schrieben sie einen eigenen Liedtext und drehten das Video dazu. „Alle beteiligten Personen sind selbst schon mal Opfer von Rassismus geworden und konnten so ihre eigenen Erfahrungen miteinbringen“, sagt Santiago.

Probleme mit Türstehern oder bei der Wohnungssuche kennt auch der Regisseur des Videos Willy Rollé: „Ich wollte bei dem Projekt mitmachen, weil ich diese Themen auch kenne. Wir wollen zeigen, wie es sich anfühlt diskriminiert zu werden.“

Mit dem Musikvideo soll ein Bewusstsein geschaffen werden, wie alltäglich rassistische Erfahrungen für schwarze Menschen auch in Tübingen sind. Das Video zeigt mehrere dunkelhäutige Personen in alltäglichen Situationen, in denen sie immer wieder mit rassistischem Verhalten konfrontiert sind. In einer Szene wird zum Beispiel ein Mann ohne ersichtlichen Grund im Botanischen Garten von Polizisten kontrolliert. Untermalt wird das rund fünfminütige Video von einem Rapsong, der teilweise auf englisch und teilweise auf deutsch ist. Der aus Reutlingen stammende Rapper möchte aber anonym bleiben.

Von der ersten Idee bis zum fertigen Video hat die Gruppe insgesamt ungefähr ein Jahr an dem Musikvideo gearbeitet. „Uns wurde von Viral ein Budget zu Verfügung gestellt“, sagt Santiago über die Bereitstellung eines Aktionsfonds. „Doch ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer wäre das nicht zu bewältigen gewesen.“

Das Musikvideo kann man seit gestern auf der Videoplattform Youtube anschauen.