Stockach · Corona

Hans Spielmann: Musik am „Liedertelefon“

Der Künstler Hans Spielmann, der jetzt in Stockach lebt, bietet in Corona-Zeiten unter anderem Unterstützung mit Musik am „Liedertelefon“ an.

05.05.2020

Von Amancay Kappeller

Hans Spielmann und Partnerin Vitalia im neuen Domizil. Bild: Klaus Franke

Hans Spielmann und Partnerin Vitalia im neuen Domizil. Bild: Klaus Franke

Auch Musiker trifft es in Corona-Zeiten hart: Konzerte dürfen nicht mehr stattfinden, und keiner weiß, wie lange das so bleiben wird. Workshops sind derzeit ebenfalls tabu – es sei denn, sie finden virtuell statt. Um die derzeitige Krise zu überstehen, müssen sich auch Künstler so einiges einfallen lassen. Hanns Fuchs, bekannt als Hans Spielmann, der seit vielen Jahren als moderner Troubadour auf Märkten, bei Festen und in Altstadtgassen spielt, tritt mit Interessierten nun über ein „Liedertelefon“ in Kontakt – und auf Wunsch auch per Skype. Im Repertoire hat der 70-Jährige Musikalisches sowohl für Kinder als auch für Erwachsene.

Das Singen hat Hanns Fuchs durch sein Leben getragen: Seine Stimme war für ihn nach eigener Aussage immer eine Ressource, die lebensnotwendig war. „So wie andere Briefmarken, habe ich Lieder und Gedichte gesammelt, die Mut machen.“ Er habe eine schwere Kindheit gehabt, erzählt der 70-Jährige. Fuchs wuchs in Ludwigsburg in einem streng christlich-pietistischen Elternhaus auf. Nachts sang er sich oft den Frust von der Seele.

Es ist noch nicht lange her, dass Hanns Fuchs gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Vitalia in Stockach ein Häuschen bezogen hat: Mit viel Platz und einem Veranstaltungsraum samt Bühne im Erdgeschoss. Seit Januar wird kräftig renoviert, eigentlich sollte im Frühjahr die Einweihung gefeiert werden, zusammen mit dem 35-jährigen Jubiläum von Hanns Fuchs als (Straßen)Musiker in diesem Jahr. Das fällt aber nun erst einmal flach.

Dem möglichen Lagerkoller zu Hause möchte Fuchs musikalisch entgegenwirken. Konzerte per Skype will der 70-Jährige anbieten, und auch Beratung für Eltern, was daheim für den Nachwuchs musikalisch getan werden kann – etwa bei Kindergeburtstagen. „Wir haben viele Ideen mit Singspielen und Liedern für drinnen und draußen“, freut sich Fuchs. Unterstützung bei der Umsetzung des Konzepts bekommt er dabei von seiner Lebensgefährtin, die Kindheitspädagogin ist. Ein Kindergeburtstag für Kindergartenkinder ließe sich zum Beispiel auch per Videobotschaft ausrichten. Mit Liedern lässt sich laut Fuchs Abstand richtig gut überbrücken. „Das Leben feiern, das war schon immer mein Motto“, erklärt der 70-Jährige.

Aber auch die Erwachsenen verliert Fuchs nicht aus den Augen. „Wenn Du jemanden brauchst, mit dem Du zusammen singen kannst oder der Dir ein Lied vorsingt, das Dich wieder fröhlich stimmt und zuversichtlich, dann ruf’ mich einfach an“, bewirbt der Stockacher sein „Liedertelefon“. Beim „Lied für alle Fälle“, wie er es nennt, kann man mit Fuchs auch per Skype Kontakt aufnehmen. „Ich möchte aufbauende, mutmachende Lieder in die Welt setzen“, sagt er.

Singen verbindet die Menschen, ganz besonders auch in schwierigen Zeiten, sagt Fuchs. Und es halte jung. „Es wäre schön, wenn jetzt bisschen was passiert, was nicht so traurig ist.“ In Tübingen möchte Hanns Fuchs auch weiterhin Straßenmusik machen – natürlich mit dem nötigen Abstand zu Zuhörern. Fuchs’ Cousin stellte in Mainz kürzlich sein Klavier vor die Türe, um dort für die Leute zu spielen – mit großer Resonanz. Hanns Fuchs kann sich auch vorstellen, im Innenhof von Altenheimen zu musizieren. Denn die Bewohner und auch die Pfleger dort haben es in diesen Tagen bekanntlich ganz besonders schwer.