Nationalmannschaft

Forscher Auftritt, dennoch lange Gesichter

Die DFB-Elf unterliegt beim Weltmeister in Frankreich nach starker Gegenwehr mit 1:2. Die ersten Veränderungen scheinen leicht zu greifen.

17.10.2018

Von SID

Händchen halten geht anders, aber Thilo Kehrer (links) und Kylian Mbappe hatten sich gestern nichts zu schenken. Foto: Christophe Ena/dpa

Händchen halten geht anders, aber Thilo Kehrer (links) und Kylian Mbappe hatten sich gestern nichts zu schenken. Foto: Christophe Ena/dpa

Joachim Löws Mut zur Jugend und zu lange vermissten Veränderungen wurde nicht belohnt und kommt in der Nations League zu spät. Drei Monate nach dem WM-Desaster im Sommer forderte das verjüngte deutsche Team in Paris Weltmeister Frankreich auf höchstem Niveau. Doch nach dem Führungstor von Toni Kroos durch einen verwandelten Handelfmeter (14. Minute) drehten die Gastgeber nach der Pause durch einen Doppelpack von Antoine Griezmann (62./80./Foulelfmeter) noch die Partie.

Nach dem 1:2 (1:0) bei den starken Franzosen droht in der Nations League nun die europäische Zweitklassigkeit. Mit weiter nur einem Punkt könnte Deutschland schon vor dem letzten Spiel am 19. November in Gelsenkirchen abgestiegen sein, wenn Holland (3 Punkte) zuvor gegen den Tabellenführer Frankreich (7) gewinnt. Nur ein eigener Sieg gegen Oranje kann noch den rettenden Platz zwei sichern.

Für die lange Zeit auf Augenhöhe mit dem Weltmeister mithaltende Mannschaft könnte das Spiel zum Wendepunkt werden. Unter großem Druck präsentierte sich der angeschlagene Bundestrainer drei Monate nach dem historischen WM-K.o. doch noch als kleiner mutiger Erneuerer. Dem erhöhten Druck nach der Pause konnten die Gäste aber nicht standhalten. Die halbe Startformation vor Torwart Manuel Neuer wechselte Löw aus und ging dabei ein hohes Risiko. Thilo Kehrer spielte erstmals von Beginn an. Nico Schulz kam erstmals in einem Pflichtspiel zum Einsatz und Serge Gnabry bestritt als Mittelstürmer erst sein drittes Länderspiel.

Löw setzte auf Jugend und Tempo. Niklas Süle als Ersatz für den verletzten Jérôme Boateng wurde zum neuen Abwehrchef in einer Dreierkette befördert. Und ausgerechnet der von vielen Fans schon lange geforderte und vor der WM von Löw noch aussortierte Leroy Sané war mit seinen Turbo-Sprints lange ein Trumpf. Thomas Müller musste hingegen bis zur Schlussphase auf seinen 98. Länderspiel-Einsatz warten.

„Nach einem 0:3 muss man wechseln. Wir haben die Lehren aus dem Spiel gezogen“, hatte Löw nach der Pleite in den Niederlanden gesagt. „Wir hoffen, dass eine Energie frei gesetzt wird, die gegen Holland nicht zu sehen war“, merkte Oliver Bierhoff kurz von dem Anpfiff an. Der scharf kritisierte Löw erreiche die Mannschaft weiterhin, meinte der Teammanager und die Spieler demonstrierten dies auf dem Platz.

Mit dem Mut zur taktischen und personellen Umstellung in einer Dreierkette mit Matthias Ginter, Süle und Mats Hummels und der Rückkehr zur Doppelsechs mit Kroos neben Joshua Kimmich korrigierte Löw nicht nur Fehler aus dem Holland-Spiel, sondern überraschte auch die Franzosen. Jeder Ballverlust der Équipe tricolore wurde zu einem blitzschnellen Gegenangriff genutzt – fast immer über Sané. Dieses Tempo hatte man von einer DFB-Elf seit Jahren nicht gesehen. Auch Löw selbst wirkte an der Seitenlinie wieder viel engagierter und richtete seine jungen Akteure nach Fehlern gestenreich wieder auf.

Schon nach elf Minuten musste Frankreichs Torwart Hugo Lloris einen gefährlichen Konter über Sané und Timo Werner abfangen. Kurz darauf entschied Referee Milorad Mazic auf Strafstoß als Presnel Kimpembe eine Sané-Herreingabe unabsichtlich mit dem Oberarm blockte. Kroos war der Druck anzusehen - er zitterte den Ball an Lloris vorbei ins rechte Eck. Endlich war sie da, die ersehnte Führung. Zum ersten Mal lag die DFB-Auswahl in diesem Jahr in einem Pflichtspiel 1:0 vorn. Und die Chancen zum zweiten Tor waren da. Sané und Werner konterten weiter (19.). Ginter scheiterte nach einer Ecke knapp an Lloris (24.).

Neuer war auch nach dem Seitenwechsel schnell wieder gefordert, als er gegen Mbappé parierte. Bei Griezmanns unkonventionellem Kopfball war der Bayern-Schlussmann aber machtlos.

Und der späte Nackenschlag folgte nach einem erneuten Elfmeterpfiff von Mazic. Hummels' Zupfen gegen Blaise Matiudi wertete er als Foul. Griezmann verwandelte eiskalt – und eben auch einem Weltmeister durchaus angemessen. sid

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Erstellt:
17.10.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 55sec
zuletzt aktualisiert: 17.10.2018, 06:00 Uhr

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