Tübingen

Missverständnis

Der Begriff „Klimawandel“ hat nicht nur eine meteorologische Bedeutung.

20.04.2019

Von Hansjörg Ostermayer, Tübingen

„Die Tübinger Radfahrer warten auf Klimawandel“, lautete die Überschrift des „Übrigens“ vom 12. April. Nanu, dachte ich: Speziell in ihrer Eigenschaft als Tübinger Fahrradfahrer warten manche auf den Klimawandel, warum das denn? Und ist er nicht überhaupt schon da, der Klimawandel? Wer müsste da noch warten?

Bei der Lektüre des „Übrigens“ dämmerte mir, dass ich einem Missverständnis aufsaß. Ulla Steuernagel hatte nämlich gemeint: Die Tübinger Fahrradfahrer hoffen noch immer aufs verkehrspolitische Momentum. Warum nur nimmt sie dafür den aus der Klimaforschung kommenden Terminus? En passant wird Klimawandel bei ihr zu etwas Wünschenswertem. Nach dem Muster: Ein hoffentlich freundlicher werdendes Klima für Radfahrer = Klimawandel für Radfahrer. Ein zunehmend entspanntes Familienklima = Klimawandel in der Familie. Ein sich aufhellendes Börsenklima = Klimawandel an den Börsen. Ich fürchte, unser kollektiver Sprachgebrauch wird's hinkriegen, das Klimawandelthema vollends ganz zu verhübschen, zu verniedlichen und in Luft aufzulösen.

Im übrigen aber – um von der Sprachkritik auf die Sache selbst zu kommen –, im übrigen bin ich der Meinung, dass wir dringend eine CO2-Steuer brauchen und zu diesem Zweck das Gespräch mit Politikern suchen sollten. Genau so auch der Tenor eines Brechtbau-Workshops mit dem Titel: „Wie jede/r von uns Klimalobbyist/in werden kann“. Skizziert in derselben TAGBLATT-Ausgabe.