Kreis Tübingen

Missbrauchsfall: „Für uns bleibt der Blick nach vorne“

Der Tübinger CDU-Kreistagsfraktion kommt es bei der Aufarbeitung des Geschehens vor allem auf die Vermeidung künftiger Fehler an.

27.05.2021

Von ST

Im Fall zweier misshandelter und missbrauchter Pflegetöchter fand das Tübinger Regierungspräsidium als Rechtsaufsicht beim Tübinger Jugendamt keine juristischen Fehler. Gleichwohl beurteilte das Sozialministerium das Vorgehen „sehr kritisch“ – unter anderem bei der Auswahl der Pflegefamilie (wir berichteten am Donnerstag).

Nachdem das Ergebnis der Überprüfung nun vorliegt, äußert sich die CDU-Kreistagsfraktion zu dem Fall. Hier ihre von Eugen Höschele und dem Rottenburger OB Stephan Neher unterzeichnete Erklärung im Wortlaut:

„Um das Wichtigste vorwegzunehmen: Die CDU Kreistagsfraktion verurteilt den Missbrauch dieser Kinder aufs Schärfste! Niemand sollte erleben, was ihnen widerfahren ist! Der Täter wird die Härte unseres Rechtsstaates spüren und das ist gut so!

Für uns bleibt vor allem der Blick nach vorne, denn Schuldzuweisungen sind jetzt fehl am Platz! Sie lassen uns auf der Stelle treten, doch wir wollen Fehler in der Zukunft vermeiden, wollen verhindern, dass aufgrund Diskussionen über mögliche administrative Fehler wertvolle Zeit für andere Betroffene verstreicht. Das ist Zeit, in denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jugendamt weiterhin schnelle Entscheidungen treffen müssen. Zeit, in der wir für die Verwaltung Abläufe abstimmen und optimieren könnten. Dafür wäre es notwendig, dass eine geeignete Untersuchungskommission mögliche blinde Flecken entdeckt, mögliche Lücken beim Kinderschutz schließt und das Jugendamt insgesamt in seiner Aufgabenstellung stärkt. Und das sollte nun schnell geschehen! Allerdings hindert eine Strafanzeige gegen verschiedene Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen momentan die Arbeit der Kommission. Auch hier hoffen wir, dass dieses Ermittlungsverfahren zügig durchgeführt wird.

Im Kreistag aber auch in den Medien sehen wir seit Monaten eine Verrohung der Sprache und des Umgangs miteinander und appellieren an unsere Mitstreiter im Kreistag: Wir kämpfen alle für die gleichen Ziele. Wir alle wollen, dass so etwas nicht wieder geschieht! Lassen Sie uns die richtigen Entscheidungen treffen, gemeinsam daran arbeiten, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung Entscheidungen bei Bedarf schnell und verantwortungsvoll treffen können und der Fehlerquotient dabei maximal verringert wird.

Dabei sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass das Jugendamt bisher gute Arbeit geleistet hat und zügige Entscheidungen dafür gesorgt haben und immer noch sorgen, dass das Leid vieler Kinder und Jugendlicher schnell erkannt wird, Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Wir hoffen für die betroffenen Kindern, dass eine Aufarbeitung möglich ist, obgleich uns bewusst ist, dass Missbrauch das ganze Leben prägt!“