Tübingen

Mir fehlt der Glaube

Irmgard Deifel aus dem Leitungsteam von Pax Christi Rottenburg-Stuttgart schrieb das Wort zum Sonntag („Gerechter Friede“, 21. November).

24.11.2020

Von Martin Hank, Tübingen

Sehr geehrte Frau Deifel, Sie schreiben: „Inzwischen hat in beiden Kirchen wieder eine zunehmende Rückbesinnung auf die biblische Gewaltlosigkeit, wie sie Jesus verkündet und vorgelebt hat, stattgefunden.“ Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.

Die Bundeswehr bestreitet zur Zeit 13 Auslandseinsätze! Stets mit dabei, mit dem Kreuz um den Hals, sind über 200 Militärpfarrer der evangelischen und katholischen Kirche für die 90000 Christen in der Bundeswehr. Jährliche Kosten für den Steuerzahler (!): Rund 50000000 Euro. Die Kirche lässt sich gut bezahlen! Seit Oktober gibt es 10 Feldrabbiner für 300 jüdische Soldaten, und demnächst sollen für 3000 Muslime noch Militär-Imame hinzukommen. Die Christin und Kriegsministerin Kramp-K(n)arrenbauer jubiliert.

Der Papst sagt: „Wer vom Frieden spricht und den Krieg mit dem Verkauf von Waffen begünstigt, ist ein Heuchler.“ Die Militärgeistlichen sind ein nützliches Rad im Getriebe der Bundeswehr! Was würde wohl Jesus dazu sagen? Übrigens: Deutschland ist der viertgrößte Rüstungsexporteur der Welt.

Der von mir hochgeschätzte Theologe Prof. Jürgen Moltmann aus Tübingen spricht sich klar gegen die Militärseelsorge aus. Sein Kollege, Pfarrer Rainer Schmid aus Aalen, der sich gegen die Militärseelsorge ausspricht und gegen die Atomwaffen in Büchel protestiert, wurde von seiner Kirche strafversetzt. Soviel zu den Heuchlern in der Amtskirche.