Günstiger zum Führerschein

Michael Mesick lehrt mit App-Unterstützung Autofahren

Der Rottenburger Fahrlehrer Michael Mesick entwickelte eine App, mit der sich Fahrschüler auf Übungsstunden vorbereiten und so Geld sparen können.

05.09.2017

Von Dunja Bernhard

Am Smartphone Autofahren üben: Michael Mesick entwickelte eine App mit erklärenden Videos für Fahrschüler. Bild: Bernhard

Am Smartphone Autofahren üben: Michael Mesick entwickelte eine App mit erklärenden Videos für Fahrschüler. Bild: Bernhard

Seit 13 Jahren bringt der Rottenburger Michael Mesick Fahrschülern das Autofahren bei. Dabei habe er sich drei Ziele gesetzt, sagt der 40-Jährige: Die Schüler sollen Spaß haben, möglichst wenige Fahrstunden benötigen und beim ersten Mal die Prüfung bestehen.

Er habe ständig daran gearbeitet, die Ausbildung zu verbessern, sagt der Lehrer der Rottenburger Fahrschule Sailer. Mit einer App hat er nun die Möglichkeit geschaffen, dass sich Fahrschüler mit Videosequenzen auf die Fahrpraxis vorbereiten können. „In Deutschland ist die App bisher einzigartig.“ Auf die theoretische Prüfung bereiten sich Fahranfänger schon seit einigen Jahren digital vor. Den Fahrlehrer ersetzt die Grundfahraufgaben-App natürlich nicht, betont Mesick. Sie vermittle Lerninhalte, die sonst im stehenden Fahrzeug zunächst erklärt werden müssten.

Einen Führerschein zu machen, werde immer teurer, sagt Mesick. Das liege zum einen an den gestiegenen Anforderungen: Der Verkehr wird immer dichter, die Technik zunehmend komplexer. Eine andere Ursache sei, dass viele Jugendliche sehr spärliche Vorkenntnisse mitbrächten. „Da muss ich mit den Basics anfangen.“ Ein Drittel der Fahrschüler wisse nicht, welche Funktion dem jeweiligen Pedal zuzuordnen sei. Mit der App könne er den Fahrschülern die Lerninhalte in ihrem Lieblingsmedium, dem Smartphone, präsentieren.

Texte durch Bilder ersetzen

Die Idee zur App entwickelte sich nach und nach. Sie begann mit Zetteln, die nicht immer greifbar waren. Mal hatte Mesick den letzten gerade verteilt, oder der Fahrschüler hatte seinen verlegt. Auf die Zettel hatte er die wichtigsten Informationen zu den Grundfahraufgaben – Einparken, rückwärts um die Kurve fahren, selbständig umkehren und Gefahrenbremsung – für seine Fahrschüler zusammengefasst und mit Skizzen verdeutlicht. Um jederzeit darauf zugreifen zu können, stellte er die Informationen online. Eine Kurzübersicht zu jeder Aufgabestellung lässt sich herunterladen.

Viel leichter als mit langen Texten ließe sich vieles mit Bildern erklären, dachte sich Mesick. Ein Merkwort der Fahrlehrerausbildung lautet „Venü“. Es steht für Vormachen, Erklären, Nachmachen, Üben. „Ein Video kann die ersten beiden Punkte übernehmen.“ Die Ausbildung lasse sich mit der App komplett umstellen, sagt Mesick. Nach dem Motto: „Lerne zuhause und übe im Auto.“

Ideal bei wenig Deutschkenntnissen

Die Fahrschüler bekämen vor jeder Fahrstunde die Hausaufgabe, sich zur jeweiligen Grundfahraufgabe das entsprechende Video anzuschauen. Mache der Schüler dies, könne er die Übung in die Praxis umsetzen, ohne dass er viel erklären müsse, meint Mesick. „Dadurch kann man viel Zeit und Geld sparen.“ Das Einüben der motorischen Abläufe erfolge dann nach wie vor im Fahrzeug, unterstützt von Tipps des Fahrlehrers.

Für Flüchtlinge mit geringen Deutschkenntnissen sei die App geradezu ideal, hebt Mesick hervor. Doch nicht alle Fahrlehrer stehen seinem Konzept positiv gegenüber. Wenn die Schüler weniger Stunden benötigten, würden die Fahrschulen weniger verdienen, hielten sie ihm entgegen. Für Mesick ist jedoch gerade dieser Effekt die beste Werbung. „Die Fahrschüler sind zufriedener und empfehlen die Fahrschule weiter“, sagt er.

Fahrlehrer und Fotograf

Die Lehrer der Verkehrsfachschule in Kirchheim /Teck, an der Mesick vor 14 Jahren seine Ausbildung machte, „finden die App top“. Über diese Einschätzung sei er sehr froh gewesen. Der Rottenburger wird dort künftig angehenden und sich fortbildenden Fahrlehrern seine App vorstellen.

Was Mesick bei der App-Entwicklung zugute kam, war, dass er nicht nur Fahrlehrer ist, sondern auch als Fotograf arbeitet. Der richtige Blickwinkel auf die Dinge ist ihm nicht fremd. So entstanden hochwertige Videos. Mesick war zugleich Regisseur, Texter, Kameramann und Sprecher und in einem Video auch Darsteller.

Professionelle Unterstützung holte er sich beim Vertonen, Designen und Programmieren. Einen hohen vierstelligen Betrag musste er investieren. Sein eigener Zeitaufwand sei da nicht mit eingerechnet. „Wenn ich gewusst hätte, wie lange die Umsetzung dauern würde“, sagt er und lässt den Satz unvollendet. Gut, dass er so blauäugig gewesen sei.

Wenn seine Fahrschüler sich mit der App auf die Fahrstunden vorbereiten, könne er sich endlich im Auto auf das konzentrieren, was ihm Spaß mache: Coachen und Trainieren, sagt der frühere Trialrad-Weltmeister. Ganz uneigennützig sei die Sache nicht gewesen. „Ich wollte die Arbeitsbedingungen positiv gestalten.“

Material zur Vorbereitung

Die App „Grundfahraufgaben“ von Michael Mesick kann bei Googleplay oder im App Store heruntergeladen werden und kostet 4,49 Euro. Die einzelnen Videosequenzen vermitteln in zwei bis acht Minuten die Grundlagen zur Fahrpraxis.

Auf der Homepage www.Grundfahraufgaben.com hat der Fahrlehrer ausführliche Texte und Skizzen zum Einparken, Bremsen, Umkehren und rückwärts Rechtsbogen eingestellt. Sie sind ebenso kostenfrei wie ein Video zum Sicherheitscheck.