Kommentar · Merkel

Merkel und die Zumutung

Nein, wirkliche Neuigkeiten hatte die Kanzlerin nicht zu verkünden. Stattdessen legte sie am Donnerstag ihre noch immer große Beliebtheit in die Waagschale, um alle zu ermutigen, bei der Bekämpfung der „Jahrhundertkatastrophe“, die „eine Zumutung für alle“ sei, durchzuhalten.

22.01.2021

Von HAJO ZENKER

Berlin. Und sie betonte, bis zum letzten Tag bestmögliche Regierungsarbeit machen zu wollen. Gepaart mit dem Versprechen, dass es spätestens fünf Tage vor der Bundestagswahl, dem Ende ihrer Kanzlerschaft, für alle, die es wollen, eine Impfung geben soll.

Damit ist sie vorsichtiger als Gesundheitsminister Jens Spahn, der schon Ende Juni ins Spiel gebracht hatte und jetzt viel Kritik einstecken muss – von den Ländern, die auf Impfstoff warten, von all jenen, die schon Impftermine hatten, die nun storniert werden, oder all denen, die umsonst am Telefon hängen, um einen Termin zu ergattern. Das viel größere Versagen aber sind die vielen Toten in den Altenheimen, die nicht verhindert wurden. Das hat Merkel zwar nicht auf die eigene Kappe genommen, aber sie zeigte sich sehr emotional. Und das war denn doch einmal neu bei der sonst so nüchternen Naturwissenschaftlerin.