Tübingen

Meinung bilden

28.11.2017

Von Sybille Hartmann, Tübingen

Herr Kegreiss wundert sich in seinem Leserbrief vom 25. November bei der „Lobbyarbeit“ der Bürger-Initiative Au-Brunnen nicht über das Ergebnis der Bürgerbefragung. Aber was ist eigentlich Lobbyarbeit? Nach Wikipedia ist Lobbyarbeit eine aus dem Englischen (lobbying) übernommene Bezeichnung für eine Form der Interessenvertretung in Politik und Gesellschaft, bei der Interessengruppen („Lobbys“) vor allem durch die Pflege persönlicher Verbindungen die Exekutive, die Legislative und andere offizielle Stellen zu beeinflussen versuchen. Auch wortgeschichtlich knüpft der Lobbyismus an seine historischen Vorformen des Antichambrierens (des Suchens von Einfluss im Vorzimmer der Herrschaft) und der schon spätmittelalterlichen Tätigkeit der „Hofschranzen“ an. Die BI Au-Brunnen hat nicht antichambriert, sie hat öffentlich nachgefragt, falsche oder unvollständige Behauptungen widerlegt und ergänzt. Sie hat es der Bürgerschaft und der politischen Vertretung in öffentlichen Veranstaltungen ermöglicht, sich mit Argumenten kritisch auseinanderzusetzen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Dass sie damit erfolgreich war, spricht für die Qualität ihrer Argumente und nicht für ihre Hinterzimmerqualität. Und richtig – beim Schelmen ist noch nichts entschieden. Die Frage, wie viel Naturraum zukünftig für eine wirtschaftliche Entwicklung des Weiter-so-wie-bisher zerstört werden soll, ist bis jetzt nicht beantwortet. Die Auseinandersetzung über die Grenzen des Wachstums muss jetzt endlich beginnen.